Politik

Bahnt sich in der Arktis ein neuer Kalter Krieg an?

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„Alaska ist der strategisch wichtigste Platz auf der Erde.“
(US-Brigade-General Billy Mitchell 1935 vor den amerikanischen Kongress)

China, Nordkorea, Venezuela, Iran … US-Präsident Donald Trump (72) hat außenpolitisch alle Hände voll zu tun. Nun wird der 45. US-Präsident auch in der Arktis herausgefordert – und zwar ausgerechnet von Kremlchef Wladimir Putin (68).

In dieser Woche sind russische Tupolev TU-95- Bomber und zwei Jagdflugzeuge (Suchoi Su-35) in die Luftverteidigungs-Identifikationszone vor Alaska eingedrungen und von F-22-Kampfjets abgefangen worden. Es ist laut Pentagon bereits der fünfte Zwischenfall vor dem nördlichsten US-Staat in diesem Jahr.

Bahnt sich vor Alaska ein neuer Kalter Krieg an? BILD erklärt, warum Amerikas „letzte Grenze“ so wichtig ist und was die Russen antreibt.

  • Schon wieder!

    US-Kampfjets fangen erneut Russen-Bomber ab

    Den zweiten Tag in Folge ist es vor Alaska zu Zwischenfällen mit russischen und amerikanischen Kampfflugzeugen gekommen.

Alaska gehörte einst Russland

Peter der Große hatte 1725 den Forscher Vitus Bering beauftragt, die Küste Alaska zu erkunden. Es blieb bei Expeditionen. Denn Petersburg fehlte das Geld, um Siedlungen oder militärische Stützpunkte einzurichten und die reichen Bodenschätze zu nutzen.

1859 boten die Russen den Amis deshalb an, Alaska zu kaufen. Kalkül: Die damals geopolitisch irrelevanten Amerikaner sollten ein Gegengewicht zu Russlands Konkurrent im Pazifik bilden – Großbritannien.

Im Oktober 1867 wurde Alaska zum neuen US-Staat. Preis: 7,2 Millionen Dollar. Ein Geschäft, das die Russen zutiefst bereuen sollten.

Russland rüstet in der Arktis auf


In den vergangenen Jahren baute Wladimir Putin (66) seine militärischen Stützpunkte in der Arktis systematisch aus. Die Zahl der Basen ist auf fast zwei Dutzend angeschwollen. Gleichzeitig beansprucht Moskau aggressiv weitere Gebiete rund um den Nordpol für sich, auf die auch andere Staaten einen Anspruch erheben.

Hintergrund: der Klimawandel. Denn seit das dicke Eis im nördlichen Polarkreis schmilzt, werden dort riesige Öl-und Gasvorkommen zugänglich. Ein Geschäft, das für Russland von existenzieller Bedeutung ist. Schon heute stammen 20 Prozent seines Bruttosozialprodukts aus der Arktis.

Gleichzeitig eröffnen sich nicht nur neue Handelswege zwischen Asien und Europa, die Arktis wird auch militärisch zu einem Dreh- und Angelpunkt. Putin will den nördlichen Polarkreis für „Raketenabwehr“ nutzen … oder eben auch für Raketen-Stützpunkte. Denn von hier aus sind quasi alle Hauptstädte in der nördlichen Hemisphäre auf dem kürzesten Weg zu erreichen!

Kein Wunder, dass Moskau die Hände nach der eisigen Region ausstreckt. Zumal die Annexion der Krim sowie die Einmischung in Syrien zeigen, dass Putin Russlands Territorium ausweiten und sich militärstrategisch massiv stärken will.

Alaskas Rolle im Poker um die arktische Vormacht

„Die letzte Grenze“ Amerikas ist gleichzeitig auch die Verteidigungslinie, wenn es um die Territorial-Rechte in der Arktis geht, und nimmt eine immer wichtigere Rolle im geopolitischen Machtspiel ein. Die US-Army stellt in ihrem Journal „Military Review“ vor, wie die Vereinigten Staaten ihre Interessen vor Russland – aber auch China – schützen müssen:

► Häufig Militär-Manöver, die das operative Kriegsniveau erreichen.

Dies ließe keine Zweifel daran, dass sie ihre Interessen in der Arktis verteidigen werden. Verbündete Nationen sollten an den Übungen beteiligt werden.

► Ausbau der arktischen Abschreckungs-Möglichkeiten in Alaska.

Der lange Kampf gegen den Terror im Nahen-Osten habe dazu geführt, dass die Streitkräfte sich auf den Wüstenkampf konzentriert haben. Putin habe dies längst als Chance erkannt.

Das Equipment der US-Streitkräfte in Alaska muss auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden, um eventuelle Aggressionen abwehren zu können.

Beispiele: Die Frühwarn-Radarsysteme müssen mit neuer Software ausgestattet werden. Die Truppen müssen neue Fahrzeuge bekommen, mit denen sie sich im Tiefschnee oder im Schlamm bewegen können.

Militärische Kommunikationswege mit Russland, die 2013 weitgehend einfroren wurden, wieder aufnehmen.

So sollen Konflikte wie in der vergangenen Woche vermieden werden. Denn ansonsten könne es zu gefährlichen Missverständnissen und Fehleinschätzungen kommen.

Die USA müssen ihr Augenmerk, das sich gegenwärtig auf die zahlreichen Krisenherde rund um den Globus richtet, umgehend wieder auf Alaska und die Arktis lenken. Sollte dies nicht geschehen, seien Konflikte mit Russland programmiert.

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