Wirtschaft

CO2-Ausstoß erstmals seit 2014 deutlich gesunken

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Umweltministerium stellt vorläufige Bilanz vor. Emissionen gehen um 4,2 Prozent zurück.

Saubere Arbeit. Selbst die Stahlindustrie senkte ihre Emissionen.

Nach vier Jahren Stillstand ist der Ausstoß von Klimagasen in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals nennenswert zurückgegangen. Das ergab eine Auswertung von Trends und Modellrechnungen, die das Umweltbundesamt angestellt hat. Der Ausstoß sank demnach um 4,2 Prozent oder 38 Millionen Tonnen und liegt jetzt bei 869 Millionen Tonnen. Von 2014 bis 2017 bewegten sich die Emissionen zwischen 903 und 911 Millionen Tonnen im Jahr.

„Klimaschutz wirkt“, sagte Ministerin Svenja Schulze (SPD) zu den vorläufigen Zahlen. So wurden 2018 planmäßig drei Kraftwerksblöcke Braunkohle aus dem Markt genommen und in eine Reserve überführt. Dies war 2015 beschlossen worden als absehbar war, dass die Bundesregierung ihre Klimaziele für 2020 nicht erreichen würde.

Die Stillegung von Kohlekraftwerken wirkte sich positiv aus

Wirksam war offenbar auch die Verteuerung von Verschmutzungsrechten aus dem europäischen Emissionshandel: In der Folge wurden Steinkohlekraftwerke mit einer Leistung von 1,5 Gigawatt stillgelegt oder gingen ebenfalls in Bereitschaft. Insgesamt entfielen 14 Millionen Tonnen CO2-Minderung auf die Energiewirtschaft.

Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien war für die positive Bilanz wichtig, sagte Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamts. 2018 hätte die Stromerzeugung aus Sonne, Wind und anderen Erneuerbaren rund 184 Millionen Tonnen CO2 vermieden. „Den größten Beitrag mit knapp 75 Millionen Tonnen brachte die Windenergie. Umso wichtiger ist es, den Ausbau der Windkraft weiter voranzutreiben“, sagte Krautzberger.


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Vom Zielwert für 2020 von minus 40 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zu 1990 ist man aber auch heute noch weit entfernt. Zurzeit sind 30,6 Prozent Minderung erreicht. Die aktuell als Zielmarke ausgegebenen 32 Prozent könnten nur mit verstärkten Maßnahmen erreicht werden. „Das laufende Geschäft reicht dafür nicht“, sagte Michael Strogies, Leiter des Fachgebiets Emissionssituation beim Umweltbundesamt.

Selbst im Verkehr hat sich etwas getan

Immerhin hat sich auch im lange stagnierenden Bereich Verkehr etwas getan. Hier sanken die Emissionen um fünf Millionen Tonnen oder 2,9 Prozent. Der Rückgang betrifft nicht nur Benzin, sondern erstmals seit vielen Jahren auch Diesel. Eine Erklärung dafür könnten die höheren Preise für Benzin (sieben Prozent plus gegenüber dem Vorjahr) und Diesel (zwölf Prozent plus) sein, vermutet das Bundesumweltministerium.

In der Industrie sanken die Emissionen um rund vier Millionen Tonnen. Für den Maschinenbau und die pharmazeutische Industrie geht die Prognose von gestiegenen Emissionen aus, für Stahl, Chemie und die Automobilindustrie von sinkenden Emissionen. In der Landwirtschaft stiegen die Emissionen leicht um 0,7 Prozent an, was auf eine Zunahme der Tierbestände zurückzuführen ist. Im Abfallsektor gingen die Emissionen um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.

Die endgültigen Daten wird das Umweltbundesamt erst am 15. Januar 2020 veröffentlichen. Dann wird auch klar sein, wie hoch die Strafzahlungen für das Nicht-Erreichen der europäischen Klimaziele im Bereich Gebäude, Landwirtschaft und Verkehr ausfallen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat dafür im Haushaltsentwurf für 2020 und die beiden Folgejahre je 100 Millionen Euro eingestellt. Das Entscheiderbriefing Tagesspiegel Background Energie und Klima hatte erstmals aufgedeckt, dass mangelhafter Klimaschutz in Zukunft richtig teuer werden kann, weil Deutschland seine Verpflichtungen aus europäischen Vereinbarungen nicht einhält.

Um das zu ändern, müssten alle Bereiche ihren Teil zur Emissionsminderung beitragen, bekräftigte Schulze. Dafür werde es noch in diesem Jahr ein Klimaschutzgesetz geben. Welchen Beitrag ein Preis auf CO2 zur Emissionsminderung leisten könne, werde derzeit in ihrem Haus geprüft.

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