Politik

Der Tag, als Europas Rettung begann

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Vor 75 Jahren landeten alliierte Soldaten in Nordfrankreich. Der blutige D-Day brachte die endgültige Wende im Zweiten Weltkrieg.

Der 6. Juni 1944 ist 16 Minuten alt, da gleiten aus dem Nachthimmel über der Normandie britische Fallschirmjäger leise herab. Sie sollten die strategisch wichtige Brücke über das Flüsschen Orne, nördlich der französischen Kleinstadt Caen, erobern.

Wenige Minuten später setzen direkt neben der Brücke krachend drei britische Lastensegler auf. Sie bringen weitere Soldaten. Die ersten Schüsse fallen. Klammheimlich hat die größte Landungsoperation der Geschichte begonnen, die Entscheidungsschlacht um die Befreiung Europas. D-Day!

Am Donnerstag besuchen US-Präsident Donald Trump (72) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (41) die Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Alliierten-Landung. Viele der hochbetagten Veteranen, die damals ihr Leben riskierten, werden der Gedenkfeier in Bayeux (Frankreich) vermutlich zum letzten Mal beiwohnen. Einer von ihnen ist der 96-jährige Jake Larson. „Ich hätte nie gedacht, dass ich 75 Jahre später noch am Leben bin“, sagt der Mann aus Kalifornien. „Ich bin wirklich der größte Glückspilz der Welt.“

Larson ist der letzte Überlebende seiner Einheit, die den französischen Strandabschnitt mit dem Decknamen „Omaha Beach“ stürmte. Mehr als 2000 Alliierte ließen dort ihr Leben, um Europa von den Nazis zu befreien. Insgesamt starben bei der Schlacht um die Normandie weit mehr als 300 000 Soldaten.

Der D-Day, der Auftakt der „Operation Overlord“, war ein gigantisches Manöver. Ein Heer von mehr als 150 000 Soldaten – aus den USA, England, Kanada, Frankreich, Polen, Neuseeland und weiteren Ländern – kam in den frühen Stunden des 6. Juni über den Ärmelkanal. Als es dämmerte, sahen die Wehrmacht-Soldaten durch die Sehschlitze ihrer Gefechtsstände an die 6000 Schiffe auf dem nebelverhangenen Meer auftauchen. Die größte Armada aller Zeiten.

Der Angriff bei stürmischer Wetterlage überrumpelte die Nazis. Mit gefälschtem Funkverkehr und einer Phantomarmee aus Panzer- und Flugzeugattrappen hatten die Alliierten eine bevorstehende Invasion an der Straße von Calais, der engsten Stelle des Ärmelkanals, vorgetäuscht. Seit Monaten lag ein Angriff der Alliierten auf den Atlantikwall in der Luft. Zwei Millionen Zwangsarbeiter hatten für das mehr als 2600 Kilometer lange Bollwerk mit mehr als 8000 Bunkern schuften müssen. Dass die Alliierten nun südwestlich in der Normandie angriffen, war ein militärischer Coup.

Am Vorabend der Invasion sendete das auch in Frankreich zu empfangende BBC-Radio um kurz nach 23 Uhr Verse aus dem „Herbstlied“ des französischen Dichters Paul Verlaine. Das vereinbarte Geheimzeichen an französische Widerstandskämpfer, dass die Invasion, die sie unterstützen sollten, bevorstand.

Sie brachte Europa die Freiheit. Und damit auch uns.

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„Jeder von uns im Flugzeug hatte Angst. Wer etwas anderes erzählt, redet Mist. Aber wir taten, was getan werden musste. Eine halbe Stunde nach Mitternacht überflogen wir die Feindeslinien und sprangen ab – ins Hinterland des Utah Beach, mehrere Stunden bevor dort die Infanterie an Land ging. 43 Tage kämpfte ich in der Normandie.“

Alan King (94), britischer Panzersoldat

„Unser Ziel war der Gold Beach. Vor der Landung wurde ein Boot neben uns voll getroffen, Gliedmaßen und Köpfe flogen durch die Luft. Der Strand war nichts als Rauch und Flammen. Aber weil wir nach zwei Tagen im Boot seekrank waren, wollten wir nichts als raus. Wir feuerten auf die deutschen Stellungen, kamen langsam voran. In der Normandie verlor ich meinen besten Freund und so viele Kameraden.“

Erich Bissoir (94), deutscher Soldat, SS-Panzerdivision

„Die Alliierten waren überlegen. Wir fanden oft Kameraden mit durchgeschnittener Kehle. Eine Invasionsarmee muss schnell vorrücken, sie kann nicht immer Gefangene machen. Das ist Krieg. Im August wurde ich durch eine Granate schwer verletzt. Erst nach meiner Gefangennahme 1945 hörte ich von den Kriegsverbrechen der Deutschen. Ich schäme mich zutiefst dafür.“

John Sleep (98), britischer Fallschirmspringer

„Ich landete am 10. Juni, als der Strand schon gesichert war, aber der Lärm der Kampfflugzeuge war immer noch ohrenbetäubend. Die Bilder der getöteten Zivilisten habe ich noch immer vor Augen. Ich leide am posttraumatischen Belastungssyndrom, schlafe nachts oft kaum. Ich finde es schwierig, über diese Zeit zu sprechen, aber junge Leute müssen wissen, was passiert ist.“

Dennis Trudeau (93), kanadischer Fallschirmspringer

„Im Flugzeug betete ich ,Herr, lass mich noch einmal den Sonnenaufgang sehen‘. Dann sprang ich. Und landete im Wasser. Es war ein überflutetes Feld und ich zunächst völlig orientierungslos. Über uns flogen Flugzeuge in alle Richtungen. Nach Stunden erreichte ich mithilfe von Kameraden unseren Zielort. Beim Kampf geriet ich in deutsche Gefangenschaft.“

Jake Larson (96), US-Soldat

„Ich bin der letzte Überlebende meiner Einheit. Als wir den Omaha Beach stürmten, hatten wir schreckliche Verluste. Ich erinnere mich noch, wie kalt das Meer war, als ich aus dem Boot sprang. Hinter einem Sandhaufen ging ich neben einem Kameraden in Deckung, fragte ihn nach Feuer für eine Zigarette. Als ich aufschaute, war da kein Kopf unter seinem Helm. Dieses Jahr fliege ich zum ersten Mal zum Gedenktag nach Frankreich.“

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