Wirtschaft

Die Hauptstadt profitiert von Bauboom

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Der Berliner Senat rechnet mit 2,7 Prozent Wirtschaftswachstum für 2018. Nur in der Industrie gibt es Nachholbedarf

Kran an Kran. Berlins Baufirmen profitieren vom steigenden Bedarf an Wohnraum.

1,2 Millionen Euro hat Berlin in diesem Jahr ausgegeben, um die Stadt als Industriestandort zu bewerben. Mit Rausch (Schokolade), Bombardier (Züge) und KPM (Porzellan) zeigen Firmen auf bunten Plakaten, was in Berlin schon heute alles produziert wird. Sie sollen Vorbild sein und weitere Industriefirmen in die Stadt locken. Doch so recht will das bislang nicht klappen. Trotz guter Wirtschaftslage ist die Zahl der Jobs in der Berliner Industrie in den ersten neun Monaten 2018 nur minimal angestiegen (um 0,3 Prozent auf 112.000). Auch ihre Umsätze konnten die Firmen nur leicht steigern. Noch habe die Berliner Industrie „keine starke Dynamik entfalten können“ – so steht es im jüngsten Konjunkturbericht, den die Senatsverwaltung für Wirtschaft an diesem Freitag offiziell vorstellen will.

Die Industrie bleibt vorerst also weiter das Sorgenkind der Berliner Wirtschaft. In der Pharmaindustrie bewegen sich die Umsätze dem Bericht zufolge seitwärts, in der Nahrungsmittelindustrie sind sie sogar rückläufig. Vor allem im Ausland sind Produkte „made in Berlin“ weniger gefragt – die Umsätze mit Exportprodukten gingen um ein Prozent zurück. Die Hoffnung ruht deshalb nun auf Siemens: Der Konzern will für 600 Millionen Euro einen Innovationscampus in Spandau aufbauen. „Mit Siemensstadt 2.0 werden Spitzentechnologie und neue Arbeitswelten miteinander verbunden“, heißt es im Konjunkturbericht. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagt: „Das ist ein wichtiges Signal für moderne, innovative Industrie am Standort Berlin.“

Berliner Baufirmen erleben einen Boom

Noch kommt das Wachstum aber aus anderen Branchen – allen voran dem Bau. Um fast 24 Prozent sind die Umsätze der Berliner Baufirmen in den ersten neun Monaten gestiegen. Konkret heißt das: Die Unternehmen der Branche haben 460 Millionen Euro mehr eingenommen als im Vorjahreszeitraum. Leiden Mieter unter dem hart umkämpften Wohnungsmarkt in der Stadt, bringt das der Baubranche einen Boom. So hat der Wohnungsbau besonders stark zum Umsatzplus beigetragen: Allein in diesem Segment legten die Umsätze um mehr als 30 Prozent zu. Und ein Ende des Wachstums ist nicht absehbar: „Die Perspektive für die Berliner Baubranche bleibt, trotz schon vorhandener starker Bauaktivitäten, weiter günstig“, schreibt die Senatsverwaltung. Gleichzeitig zeigen ihre Zahlen aber schon jetzt, dass den Baufirmen die Fachkräfte fehlen. So ist die Beschäftigung in der Branche trotz des starken Wachstums in den ersten neun Monaten um 1,3 Prozent zurückgegangen.

Jobs entstanden sind stattdessen in Berlin im Dienstleistungssektor und im Einzelhandel. Auch steigt die Zahl derer, die sich selbstständig machen oder ihr eigenes Unternehmen aufziehen. Für das Gesamtjahr rechnet die Senatsverwaltung mit 40.000 Neugründungen. Davon sind allerdings die wenigsten klassische Start-ups, die meisten Gründungen gibt es vielmehr im Bau und im Handel.


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Für das Gesamtjahr rechnet Wirtschaftssenatorin Pop mit einem Wachstum von 2,7 Prozent. „Jetzt gilt es, diesen Prozess zu verstetigen und die Weichen für eine mittel- und langfristig erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung zu stellen“, sagt sie. Bisher allerding war man im Senat eher von einem sehr starken Wachstum von 3,0 Prozent im Gesamtjahr ausgegangen. Insofern zieht die trübe Großwetterlage in der Weltwirtschaft auch nicht spurlos an Berlin vorbei.

Eine Schattenseiten des anhaltenden Konjunkturbooms sind die steigenden Mieten, verursacht durch überzogene Renditeerwartungen angelockter Investoren. Lesen Sie dazu mehr in unserem Projekt: Wem gehört Berlin?

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