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Grundeinkommen hilft nicht, einen Job zu finden

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Die Menschen fühlen sich wohler, aber es hilft ihnen nicht, gute Arbeit zu finden.

Zwei Jahre lang erhielten 2000 Arbeitslose in Finnland jeden Monat 560 Euro, unabhängig von zusätzlichem Einkommen und ihrer Motivation, sich Arbeit zu suchen. Dieses außergewöhnliche Gesellschaftsexperiment schlug Wellen auf der ganzen Welt. Nun hat die finnische Sozialversicherungsanstalt Kela die ersten Ergebnisse veröffentlicht.

Ziel des Experiments: Man wollte herausfinden, ob ein solches Grundeinkommen für Arbeitslose einen besseren Anreiz darstellt, einen Job zu finden, als herkömmliche Sozialleistungen, die bei einer neuen Anstellung gekürzt werden oder ganz wegfallen.

Wichtigste Erkenntnis: Das Grundeinkommen hat keine Auswirkung auf die Beschäftigung.

„Die Empfänger des Grundeinkommens fanden im ersten Versuchsjahr weder besser noch schlechter Arbeit als die Teilnehmer einer Vergleichsgruppe ohne Grundeinkommen“, sagte Olli Kangas, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts, zu BILD.

▶︎ In beiden Versuchsgruppen arbeiteten die Probanden knapp 50 Tage im Jahr.

  • Kommentar

    Respekt!

    Es ist wirklich kein Zuckerschlecken: Jeden Morgen zur Arbeit gehen und am Ende des Monats trotzdem nicht viel mehr übrig haben.

Weder motivierter, noch fauler

Ebenfalls wichtig: Das Grundeinkommen hat die Bezieher nicht motivierter, aber auch nicht fauler gemacht, sich eine neue Arbeit zu suchen.

„Das sind die Hauptargumente der Für- und Widersacher des bedingungslosen Grundeinkommens“, sagte Kangas weiter. Bei den vorläufigen Ergebnissen handelt es sich zwar nur um Zahlen aus dem ersten der beiden Versuchsjahre. Erst 2020 werden die Abschlussergebnisse für beide Jahre erwartet.

Mehr Wohlbefinden dank Grundeinkommen

Eine begleitende Telefonbefragung der Probanden zeigte: Die Teilnehmer mit Grundeinkommen fühlen sich wohler als diejenigen ohne. 55 Prozent bewerteten ihre Gesundheit als gut oder sehr gut, bei der Vergleichsgruppe waren es 46 Prozent.

Nur 17 Prozent der Grundeinkommens-Bezieher sprachen von „sehr viel Stress“. Acht Prozent mehr klagten in der Vergleichsgruppe über großen Stress. Außerdem wirkt sich das Grundeinkommen der Befragung zufolge positiv auf das Vertrauen in die persönliche Zukunft aus.

  • Geld ganz ohne Arbeit?

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    Geld erhalten, ohne zu arbeiten? Eine Studie hat Deutsche zum bedingungslosen Grundeinkommen befragt. Die Ergebnisse.

Forscher fordert weitere Experimente zum Grundeinkommen

Forschungsleiter Kangas fordert sich weitere Experimente: „Mit Arbeitslosen war das nun eine sehr spezielle Zielgruppe. Es gibt aber noch andere Zielgruppen, die spannende Ergebnisse liefern könnten – Freischaffende und Unternehmensgründer zum Beispiel.“ Er appellierte an die Regierung, „klug zu sein“ und weitere Feldversuche zu finanzieren.

Rund 20 Millionen Euro hat das abgelaufene Experiment laut Kangas bereits gekostet. Über zwei Jahre bekamen 2000 zufällig ausgewählte arbeitslose Finnen jeden Monat 560 Euro. Hinzu kamen je nach Familienstand Kindergeld und im Fall einer festen oder freien Anstellung das jeweilige Gehalt. Daneben gab es eine Kontrollgruppe von Arbeitslosen, welche die herkömmlichen Unterstützungsleistungen erhielt.

Die finnische Sozialministerin Pirkko Mattila verkündete nach dem Zwischenergebnis, die Regierung wolle kein bedingungsloses Grundeinkommen im gesamten Land einführen. Dennoch sei das Experiment „sehr erfolgreich“ verlaufen. Es seien wichtige Daten gesammelt worden, die dabei helfen könnten, das Sozialsystem zu reformieren.

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