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Mafia-Expertin: München ist für die Clans ein wichtiges Zentrum – Beamte sollen Dienstgeheimnisse verraten haben

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Am Mittwochmorgen kam es Europa-weit zu einer großangelegten Razzia gegen Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta. Auch in NRW und München wurden Geschäfte durchsucht.

  • Im Rahmen einer internationalen Aktion gegen die Mafiaorganisation 'Ndrangheta aus Süditalien gab es Razzien in Deutschland, Italien, Belgien, den Niederlanden und Länder in Südamerika.
  • Um sechs Uhr stürmten Polizisten rund 65 Objekte in Deutschland. Der Schwerpunkt des Einsatzes lag in Nordrhein-Westfalen und Bayern
  • Mutmaßlicher Haupttäter soll ein italienischer Gastwirt (45) aus Pulheim (NRW) sein.
  • 90 Verdächtige  – darunter 14 in Deutschland – sind am Mittwoch (5. Dezember) festgenommen worden. 

Beamte sollen Dienstgeheimnisse an Mafia verraten haben

Update vom 6. Dezember 2018, 15.53 Uhr:

Die Anti-Mafia-Ermittlungen der Behörden erstrecken sich in Nordrhein-Westfalen auch auf Beamte. Es werde gegen fünf Beschuldigte wegen Verrats von Dienstgeheimnissen ermittelt, sagte eine Sprecherin der Duisburger Staatsanwaltschaft am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Dabei handele es bei um zwei Polizisten, eine Regierungsbeschäftigte der Polizei, eine Mitarbeiterin der bei Köln gelegenen Stadt Wesseling und eine ehemalige Mitarbeiterin der Stadt Duisburg. Sie alle sollen illegal Informationen an mutmaßliche Mafiosi oder deren Helfer weitergegeben haben.

Um welche Informationen es sich handelt, wollten die Ermittler nicht preisgeben. Bei der internationalen Anti-Mafia-Razzia mit dem Decknamen „Pollino“ war Nordrhein-Westfalen am Mittwoch einer der Schwerpunkte der Ermittler. 23 Objekte waren in NRW durchsucht worden.

Einer der Hauptverdächtigen wurde in Pulheim bei Köln festgenommen. Es handelte sich um einen 45-jährigen Gastwirt. Er wird der mächtigen Mafiagruppe 'Ndrangheta zugerechnet.

Mafia-Expertin verrät: Darum ist Bayern so beliebt bei den Clans

Update am 6. Dezember 2018, 8.35 Uhr: Mafia-Expertin Petra Reski erläutert im tz-Interview, was es mit den Geschäften von ’Ndrangheta und anderen Clans auf sich hat. „Da gibt es ein großes Spektrum. Es gibt Verbindungen in die Gastronomie, in die Baubranche, vor allem der Drogenhandel spielt eine wichtige Rolle. Dazu kommen Prostitution und das Geschäft mit Giftmüll. München ist für die Clans ein wichtiges Zentrum für Geldwäsche“, erklärt Reski.

Bayern sei für die Mafia besonders interessant, sagt Reski: „Der Anteil der wohlhabenden Bevölkerung ist hier sehr groß, es ist viel Geld im Umlauf. Hier versuchen die Clans, sich wirtschaftliche Macht zu erarbeiten. Die Mitglieder verfügen auch über Kontakte in die Politik.

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Riesen-Mafia-Razzia: Auch Riem-Arcaden im Visier der Behörden

In den frühen Morgenstunden schlugen die Ermittler zu. In Deutschland, in Italien, den Niederlanden, Belgien und in Südamerika. Und in München Riem. Im Visier: die mächtigste Mafia-Organisation, die ’Ndrangheta aus Kalabrien/Süditalien (siehe Text unten). Dutzende Mafiosi wurden festgenommen, neben den 90 Verdächtigen schnappten sich die Fahnder bis zu 4000 Kilogramm Kokain sowie 140 Kilogramm Ecstasy-Pillen, dazu Bargeld, Autos und Motorräder.

Auch die Pizzeria Calabrone in den Riem-Arcaden wurde laut Ermittlerkreisen durchsucht, als Puzzleteil der europaweiten „Aktion Pollino“, geleitet von Europol in Den Haag. In Nordrhein-Westfalen hat die Polizei nach Angaben der Kölner Ermittler insgesamt 23 Objekte durchsucht, außerdem vier weitere in Berlin, vier in Thüringen, zwei im belgischen Verviers und zwei Objekte in Spanien (Mallorca), dazu in Bayern drei Gebäude.

Aber eines ist nach der Razzia jetzt schon klar: Der Griff der Mafia nach Europa ist immer noch knallhart. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte am Mittwoch: „Die Mafia versucht überall an Einfluss zu gewinnen.“ Drogenhandel, Schutzgelderpressung etc. – die Mafia-Aktivitäten in Bayern beschäftigten die Behörden seit Jahren. Seit Langem warnen Ermittler in Italien davor, dass die ’Ndrangheta ein außerordentlich wichtiges Standbein in Deutschland hat. Im Sommer erklärte die nationale Anti-Mafia-Behörde bereits, dass die kalabrische Mafia in Deutschland schon ähnliche Strukturen aufgebaut habe wie in ihrer Heimat! Zwar gelingen Schläge wie am Mittwoch  – aber die ’Ndrangheta streckt ihre Tentakeln aus. Die Mafia greift nach Europa.

Razzia gegen italienische Mafia: 14 Festnahmen in Deutschland

Update, 15.02 Uhr: Peter Henzler Vizepräsident des Bundeskriminalamt (BKA) hat um 15 Uhr ein Pressestatement in Wiesbaden abgegeben. Die Aktion gegen die Mafia würde derzeit noch andauern. Bislang seien 14 Verdächtige in Deutschland festgenommen worden. Gegen 47 mutmaßliche Mitglieder der `Ndrangheta werde weiter ermittelt. Bei den Durchsuchungen seien größere Mengen Bargeld und mehrere mutmaßliche Kurierfahrzeuge für den Drogenschmuggel sichergestellt worden.

Über den wirtschaftlichen Schaden, der durch die Geldwäsche gemacht wurden, könne Henzler keine Angaben machen. Das Geschäftsmodell der 'Ndrangheta basiert auf Kokainhandel. Das Geld aus dem Drogenhandel wurde, laut BKA, überwiegend in Immobilien investiert. 

Das Rauschgift wurde in Südamerika geordert und dann über Häfen, insbesondere nach Rotterdam verbracht und dann in kleineren Mengen nach Deutschland und Italien, berichtet Peter Henzler.

Die Transporter seien regelmäßig umgemeldet worden. Restaurants, Eiscafés dienten als logistische Basis. Auch die Inhaber wurden regelmäßig ausgetauscht, um Spuren zu verwischen und die Ermittlungen zu erschweren. 

Im Osten des Großraums München wurden eine Pizzeria und eine Wohnung durchsucht, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen erfuhr. Festnahmen gab es dort aber nicht.

Razzia gegen italienische Mafia: Besitzer einer Osteria verhaftet

Update, 13.12 Uhr: 4000 Kilogramm Kokain sowie 140 Kilogramm Extasy-Pillen sind bei der großangelegten Razzia gegen die gegen Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta beschlagnahmt worden. 90 Tatverdächtige wurden festgenommen. Das teilte die Europäische Justizbehörde Eurojust am Mittwoch bei einer internationalen Pressekonferenz in Den Haag mit.

Allein in Deutschland seien bis zum Beginn der Pressekonferenz gegen Mittag 14 Verdächtige in Gewahrsam genommen worden, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt von Duisburg, Horst Bien. 

Seit Mittwochmorgen seien in der Bundesrepublik 65 verdächtige Objekte durchsucht worden. Bien zufolge wurden vor allem in Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen Bundesländern insgesamt Vermögenswerte in Höhe von rund fünf Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt. 

Update, 12.08 Uhr: Bei der internationalen Razzia wurden tausende Kilogramm Kokain sichergestellt, sagte Bert Lanerak auf der Pressekonferenz in Den Haag. Seit 2016 würden Ermittlungen in Kalabrien gegen die italienische Mafia laufen. Die Operation mit dem Codenamen „Pollino“ wurde von der europäischen Justizbehörde Eurojust mit Sitz in Den Haag koordiniert.

In Deutschland waren hundert Polizisten im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte der GSG 9, wie der Spiegel online berichtet.

Update, 10.32 Uhr: Ein 45 Jahre alte Gastwirt in Nordrhein-Westfalen soll nach Angaben der Polizei einer der mutmaßlichen Haupttäter sein. Am frühen Morgen wurde der Besitzer einer Osteria in Pulheim bei Köln von den Ermittlern aus dem Schlaf gerissen.

Aktion „Pollino“: Internationale Razzia gegen italienische Mafia

Update, 9.56 Uhr: Das BKA kündigt eine Pressekonferenz am Mittwoch gegen 15 Uhr an.

Update, 9.36 Uhr: Bei der Aktion „Pollino“ sind insgesamt 90 Menschen festgenommen worden, teilte die italienische Polizei via Twitter mit. Ihnen wird unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und die Zugehörigkeit zu einer Mafiaorganisation vorgeworfen.

Update 8.10 Uhr: Im Zuge der internationalen Razzia gegen die italienische Mafiaorganisation 'Ndrangheta sind in Bayern zwei Objekte durchsucht worden. Sie liegen im Osten des Großraums München, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Ermittlerkreisen erfuhr. Festgenommen wurde niemand. Schwerpunkt der Aktion in Deutschland sei aber Nordrhein-Westfalen.

Mehrere Festnahmen und Durchsuchungen: Internationale Razzia gegen italienische Mafia

Wiesbaden – Ermittler in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien sind mit einer großangelegten Razzia gegen Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta vorgegangen. Es habe am Mittwochmorgen mehrere Festnahmen und Durchsuchungen gegeben, teilte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mit. In Deutschland gab es Einsätze in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Der Schwerpunkt sei in NRW, sagte eine BKA-Sprecherin. „Die Maßnahmen dauern derzeit noch an.“ Laut „Bild.de“ wurden bundesweit mehr als 100 Objekte durchsucht, darunter auch Pizzerien. Einsätze gab es demnach etwa im Rheinland und im Ruhrgebiet.

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Europäische Justizbehörde informiert gegen Mittag über Ermittlungen

Die kalabrische 'Ndrangheta gilt inzwischen als die mächtigste italienische Mafia-Organisation. Sie dominiert den Drogenschmuggel nach Europa und ist auch in Deutschland aktiv. So gehen die Mafia-Morde von Duisburg im Jahr 2007 auf ihr Konto.

Die Europäische Justizbehörde Eurojust koordinierte die internationale Aktion. Sie wollte um 12 Uhr am Mittwoch in Den Haag über die Ermittlungen informieren. Das BKA wollte am Nachmittag (15 Uhr) Details bekannt geben. Wie viele Verdächtige festgenommen wurden und wo genau die Durchsuchungen waren, wurde zunächst nicht bekannt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa gab es auch in Südamerika Einsätze.

'Ndrangheta – mächtiger Mafia-Clan aus Kalabrien

Die 'Ndrangheta gehört zu den mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt und ist längst international über die Grenzen Italiens hinaus aktiv. Beheimatet ist sie in der Region Kalabrien, der Spitze des italienischen „Stiefels“ auf dem Festland gegenüber der Insel Sizilien.

Sie dominiert den internationalen Drogenhandel, verdient ihr Geld aber auch mit Waffenhandel, Geldwäsche und durch Korruption. Experten schätzen, dass die 'Ndrangheta jährlich einen weltweiten Umsatz zwischen 50 und 100 Milliarden Euro macht. Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI hat sie etwa 6000 Mitglieder in 160 sogenannten Clans. Diese hängen über Familienbande miteinander zusammen.

Woher kommt der Begriff 'Ndrangheta?

Der Begriff 'Ndrangheta stammt aus dem Griechischen und bedeutet etwa Mut oder Treue. Der Clan soll sich in den 1860er Jahren gegründet haben, als eine Gruppe Sizilianer von der italienischen Regierung von der Insel verbannt wurde.

Die 'Ndrangheta hat auch in Deutschland ein festes Standbein. Clans der Organisation waren etwa für die Mafia-Morde von Duisburg verantwortlich, bei denen am 15. August 2007 sechs Menschen vor einer Pizzeria erschossen wurden.

Wie stark ist die Mafiaorganisation 'Ndrangheta in Deutschland?

Nach Zahlen des BKA von April dieses Jahres gehörten von insgesamt 585 bekannten Mafiamitgliedern in Deutschland 344 der kalabrischen Organisation an.

Am Dienstag (4. Dezember 2018) ist der italienischen Polizei ein Schlag gegen das organisierte Verbrechen in Sizilien gelungen: Bei einer Razzia konnte der

Cosa-Nostra-Boss Settimo Mineo (80) festgenommen werden

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dpa

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