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River Plate und Boca in Madrid: Südamerikas Superfinale am falschen Ort

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Abschiedsfeier: Boca-Fans in Buenos Aires.


Wegen der Randale müssen River Plate und Boca Juniors nun im Bernabéu um die Krone des südamerikanischen Vereinsfußalls spielen. Madrid statt Buenos Aires – eine gute Idee? Eher nicht. Zumal die Angst vor erneuten Ausschreitungen der Fans allgegenwärtig ist.

Allzu groß war die Umstellung für die Boca Juniors gar nicht. Angreifer Carlos Tevez grinste, als er aus dem Bus ausstieg und Dutzende johlende und hüpfende Fans vor dem Hotel sah. Die blau-gelben Schals wirbelten durch die Luft. Alles wie immer, eigentlich. Denn der Empfang fand nicht in der Heimat Buenos Aires statt, sondern in der spanischen Hauptstadt Madrid. Und die Spieler hatten einen über elfstündigen Flug in den Knochen, um endlich das Rückspiel um den Titel in der Copa Libertadores zu bestreiten.

Er ist für River Plate.

Mehr als 10.000 Kilometer von der Keimzelle aller Rivalität entfernt streiten an diesem Sonntag (ab 20.30 Uhr bei Sport1+ und DAZN) im Estadio Santiago Bernabéu, wo Real Madrid als König Europas regiert, River Plate und Boca Juniors um Südamerikas Klubkrone. Doch die Entscheidung, das Derby von Buenos Aires nach den Krawallen vom 24. November ins Ausland zu verlegen, stößt nicht auf Begeisterung. "Komisch, hier in Madrid zu sein", sagte Bocas Präsident Daniel Angelici. Und Argentiniens Fußball-Idol Juan Roman Riquelme, selbst jahrelang im Boca-Trikot aktiv, schimpfte bei Radio Mitre: "Sie haben es uns weggenommen. Ich denke, das Finale muss in unserem Land gespielt werden."

Jetzt sei es nur das "teuerste Freundschaftsspiel der Geschichte". Von Freundschaft kann allerdings keine Rede sein. Nicht zuletzt, weil eine Attacke von River-Fans mit Wurfgeschossen auf den Boca-Bus vor dem geplanten Rückspiel das als "Superfinal" angepriesene Endspiel der Copa Libertadores zur Farce gemacht hat. Dabei hatte das 2:2 im ersten Duell noch alle elektrisiert. Gerade für Südamerikas Conmebol ist der Superclasico nun ein Desaster. Der Verband agierte am tragischen Wochenende chaotisch mit Verzögerung, Verschiebung und erst dann endgültiger Absage. Und jetzt also die Flucht nach Madrid.

Mehr Polizei als beim Clásico

"Wir treffen in Spanien die Neutralität an, die wir gesucht haben. Madrid hat alles, was für die Partie nötig ist", sagte Conmebol-Präsident Alejandro Dominguez: "Spanien ist das Land mit der größten argentinischen Gemeinde außerhalb der Heimat. Madrids Flughafen hat die meisten Verbindungen nach Lateinamerika." Also alles gut? Mitnichten. "Unsere Einsprüche laufen getrennt vom Finale weiter. Wir werden vor alle Instanzen ziehen", sagte Angelici.

Für die Sicherheitskräfte in Madrid ist die Partie "das Aufeinandertreffen mit dem größten Risiko in der Geschichte der Stadt", wie die Zeitung "El Pais" schrieb. Deshalb kommen mehr Polizisten zum Einsatz als beim spanischen Clásico zwischen Real und dem FC Barcelona, ein Sicherheitsgürtel zwischen den Fangruppen soll Ausschreitungen verhindern.

Die Angst vor Krawallen wurde aber noch geschürt. Nach Medienberichten erteilte eine argentinische Richterin dem früheren Anführer der extremen Fangruppe La Doce, Rafael Di Zeo, überraschend eine Ausreisegenehmigung nach Spanien. Ob er jedoch einreisen darf, ist fraglich: Eine weitere berüchtigte Fan-Größe, Maxi Mazzaro, soll die Polizei am Madrider Flughafen direkt nach der Landung wieder nach Argentinien zurückgeschickt haben.

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