Politik

Rückt das geteilte Land jetzt zusammen?

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Die USA verneigten sich vor ihrem 41. Präsidenten.

Millionen Amerikaner verfolgten die bewegenden Trauerfeierlichkeiten für George Herbert Walker Bush (†94). Den Mann, der acht Jahre als Vizepräsident unter Ronald Reagan (†93) und später selbst als Commander-in-Chief vier Jahre im Weißen Haus die Geschicke der USA bestimmte. Der zuvor seinem Land als Navy-Pilot im Zweiten Weltkrieg, als Abgeordneter, als UN-Botschafter und als CIA-Direktor diente.

Einem Präsidenten, dessen warmes Lachen so amerikanisch war wie ein Cadillac oder eine Coca-Cola. Der den Kalten Krieg beendete, Deutschlands Wiedervereinigung ermöglichte und der von einem großzügigen und freundlicherem Amerika träumte.

  • Bush-Nachruf von Schäuble

    Er spielte beim Mauerfall eine entscheidende Rolle

    Wir Deutschen verdanken George Bush unendlich viel. Ein Nachruf von Wolfgang Schäuble.

  • BILD-Reporter nimmt Abschied

    Goodbye, Bush! Goodbye, 41!

    George H. W. Bush war der 41. US-Präsident und Vater der deutschen Einheit. BILD-Reporter Willem Tell kannte auch seine private Seite.

Und so war die Trauerfeier, an der neben George W. Bush (72) noch vier weitere lebende Präsidenten teilnahmen (Jimmy Carter, Bill Clinton, Barack Obama und Amtsinhaber Donald Trump), vor allem eine Erinnerung: Die Erinnerung an eine Zeit, in der sich die Amerikaner nicht mit Argwohn, Verachtung und Hass gegenüberstanden.

Bleibt die Frage: Hat die letzte Botschaft von George H. W. Bush seine Landsleute erreicht? Wird das erbittert geteilte Land nun ein Stück weit zusammenrücken?

Als George W. Bush in der Nationalen Kathedrale von Washington die Trauerrede auf seinen Vater hielt, hätte man eine Nadel auf den Boden fallen hören können. Die Anwesenden – darunter Englands Prinz Charles (70), Jordaniens König Hussein (56) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (64, CDU) – hörten gebannt den Worten des trauernden Sohnes zu, der wie sein Vater selbst als Präsident das Land geführt hatte.

„Ich habe mal gehört, dass das Ziel ist, so spät wie möglich jung zu sterben”, sagte er und gab einige Anekdoten zum Besten.

• „Im Alter von 85 Jahren war sein Lieblingshobby, sein Boot ‚Fidelity‘ (engl. Treue) anzulassen, die drei 300-PS-Maschinen aufzudrehen und fröhlich über den Atlantik zu fliegen, während die Boote des Secret Service sich bemühten, ihm zu folgen”, erinnerte sich Bush.

• Er schilderte, wie sein Vater noch mit 90 Jahren mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug sprang.

• Und wie er sich als über 90-Jähriger noch freute, wenn einer seiner besten Freunde, James A. Baker (88), eine Flasche „Grey Goose“-Wodka in das Krankenhauszimmer schmuggelte.

Am Ende konnte der Ex-Präsident seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Er erzählte, wie er seinen Vater in dessen letzten Minuten anrief und mit ihm sprach. „Ich sagte: ‚Dad, ich liebe dich, und du warst ein wundervoller Vater.‘ Und die letzten Worte, die sein Vater sagte, waren: ‚Ich liebe dich auch.‘”

Das Signal: Wir alle sind die USA

George W. Bush brachte in seiner Rede auch zum Ausdruck, wie sehr er und sein Vater die gegenwärtige Teilung der USA und den Krieg zwischen den Republikanern und den Demokraten ablehnen. Er berichtete über die Freunde, für die George H.W. Bush ein Mentor und eine Vaterfigur war. Darunter ausgerechnet „der Mann, der ihn geschlagen hatte“ – Bill Clinton (72).

Bush: „Meine Geschwister und ich nennen sie ‚Brüder von anderen Müttern’”.

Bewegende Rede bei Trauerfeier

Bush verabschiedet Vater unter Tränen

Quelle: BILD
4:07 Min.

Ein Bonbon als verstecktes Symbol

• Wenig später schritten George W. Bush und Ex-First Lady Laura Bush (72) sowie der Rest der Bush-Familie zu ihren Plätzen. Bush begrüßte die anderen Präsidenten-Paare, schüttelte alle Hände. Doch bevor er Michelle Obama (54) die Hand reichte, griff er in seine Tasche und holte ein Bonbon hervor, das er ihr heimlich zusteckte.

Die beiden lächelten sich an und es war nicht zu übersehen: Sie mögen und respektieren sich – trotz aller politischen Unterschiede.

Das Bonbon ist eine Art „running gag“ zwischen den beiden geworden, die nach dem Protokoll bei allen Anlässen, an denen die Präsidenten-Paare teilnehmen, zusammensitzen. Denn bereits bei der Trauerfeier für den im Sommer verstorbenen Senator John McCain hatte er der ehemaligen First-Lady einen Husten-Drop zugesteckt.

Michelle Obama sagte nach der McCain-Trauerfeier über George W. Bush: „Wir sind Komplizen. Ich liebe ihn bis in den Tod. Er ist ein wundervoller und witziger Mann.“

Es waren zwei Momente, die einerseits klarmachten, wie polarisiert Amerika gegenwärtig ist. Andererseits zeigten sie, dass man sich auch trotz politischer Differenzen respektieren und mögen kann.

Doch auch die Worte der anderen Redner wirkten wie eine Mahnung an die Amerikaner, zusammenzurücken und sich auf gemeinsame Werte zu besinnen.

So sagte der Historiker und Bush-Biograf Jon Meacham (49): „George Herbert Walker Bush (…) hat unsere Leben und die Leben von Nationen freier, besser, wärmer und nobler gemacht. Das war seine Mission. Das war sein Herzschlag.“

Haben die Amerikaner die Worte und versteckten Signale der Trauerfeier registriert? Es darf gehofft werden, dass zumindest die moderaten Republikaner und Demokraten sich nun daran erinnern werden, dass sie am Ende im selben Boot sitzen.

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