Politik

Schluss mit der Hysterie um Klima-Greta

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Ein Kommentar aus dem neuen Politik-Magazin BILD POLITIK

Eine 16-Jährige, die sich für Umweltschutz einsetzt – es gibt unerfreulichere Dinge! Dass dieser Artikel in der Rubrik „Ärger“ von BILD POLITIK steht, hat mit den Reaktionen auf das Engagement Greta Thunbergs zu tun – mit dem Hass und dem Hype.

Seit Wochen wird die 16-Jährige angefeindet. Kommentatoren in den sozialen Netzwerken attackieren sie oft sehr persönlich: wegen ihrer Stimme (nervig!), ihrer Frisur (Zöpfe!), ihres Gesichts (reglos!), ihrer Autismus-Diagnose (irre!).

Tenor: Das Mädchen solle lieber zur Schule gehen und die Klappe halten, wenn die Erwachsenen sprechen. Ironischerweise wird das oft von den gleichen Leuten vorgetragen, die sonst pausenlos über angeblich träge und unpolitische Jugendliche wehklagen, die die ganze Zeit aufs Handy starren. Was denn nun?

Was dagegen wirklich befremdet, ist die maßlose Euphorie, die die Schwedin auslöst: „Greta Thunberg kritisiert deutschen Kohle-Kompromiss“, „Greta fordert, die Emissionen um 15 Prozent zu reduzieren“, Greta verlangt dies, verurteilt jenes. Täglich produziert die 16-Jährige unzählige News, die von den Medienmachern als so relevant eingestuft werden wie die Äußerungen einer hochrangigen Politikerin.

Der Unterschied: Was das Mädchen will, wird ungefiltert und voller Begeisterung an die Leser weitergegeben. Motto: Kindermund tut Wahrheit kund!

Einordnung, Analyse, Kontroverse? Fehlanzeige.

Dabei sind Greta Thunbergs Forderungen nicht unproblematisch: Zu Ende gedacht erinnern sie an eine Öko-Diktatur. Schließlich wollen die gewählten Politikerinnen und Politiker einfach nicht das aus Gretas Sicht „Richtige“ gegen den Weltuntergang tun.

Dass ein Unternehmer mit der „Marke Greta“ inzwischen viel Geld verdient, macht ihre Motivation zwar nicht unglaubwürdig. Was aber bleibt, ist der Eindruck, dass die Erwachsenen in Gretas Umfeld das Mädchen, das nach eigenen Angaben „Panik und Angst“ wegen des Klimawandels verspürt, in diesem Gefühl bestärken. Das ist verantwortungslos.

Ärgerlich ist der Umgang mit Kritikern: Wer Gretas Forderungen sachlich hinterfragt, wird behandelt wie jemand, der einem Kind ein Bein stellt. Wie kann er nur!

Dabei praktizieren die Greta-Fans ungewollt genau das, was sie „Gegnern“ ihres Idols vorwerfen: es nicht für voll zu nehmen. Sie verhalten sich wie Eltern, denen der Nachwuchs ein selbst gemaltes Bild überreicht: „Das hast du fein gemacht!“ Egal ob das Pferd acht Beine und die Katze zwei Köpfe hat. So degradieren Fans und Kritiker die 16-Jährige zum Kleinkind.

Dabei hat es ein junger, engagierter Mensch verdient, ernst genommen zu werden. Dazu gehören Ermunterung und Widerspruch. Nicht Hype und Hass.

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