Sport

So läuft der 13. Spieltag: Kovac findet Erfolgsidee für den FC Bayern

0

Niko Kovac hat beim FC Bayern womöglich eine Erfolgsidee geboren.

Von Tobias Nordmann


Problem gelöst: Dank einer guten Idee von Trainer Niko Kovac spielt der FC Bayern jetzt wieder erfolgreich Fußball. Der BVB setzt beim “joseppen” auf mehr Tempo und Schärfe. Und Julian Nagelsmann ist vorerst entspannt.

Was macht der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga?

Borussia Dortmund hat am Mittwoch gegen den FC Brügge gespielt. Das Spiel endete 0:0. Die Dortmunder stehen damit vorzeitig im Achtelfinale der Champions League. Das klingt so aufregend, wie Spülmaschine ausräumen (bitte fangen Sie nun keinen kritischen Diskurs über Geringschätzung von Haushaltsaktivitäten an, so ist's nämlich gar nicht gemeint). Nun ist es aber so, dass selbst der größte Langeweiler immer auch eine Geschichte erzählt. Und zwar eine, die den wohl berühmtesten Katalanen der Welt nach Daniel Brühl super-super glücklich und super-super stolz machen wird: Mit Josep-Guardiola'schem Langmut ertikitakate sich der bemühte BVB gegen die Belgier die zweitbeste Passstatistik seit Beginn der Aufzeichnung des Datendienstleisters Opta zur Saison 2003/04. Den besten Wert hatte selbstverständlich Guardiolas Manchester City. Im März 2018 bei der, Obacht, 1:2-Heimpleite gegen den FC Basel mit 979 erfolgreichen Zuspielen. Aber keine Panik, sie haben keine Fußball-Sensation verpasst: Das Hinspiel hatte City in Basel 4:0 gewonnen und so dann auch das Achtelfinale der Champions League erreicht. Aber wir waren beim BVB: 930 Mal passten sich die Borussen nun bei 74 Prozent Ballbesitz die Murmel erfolgreich hin und her. Dass sie dabei nur zwei Schüsse aufs gegnerische Tor zusammenbrachten, nun, irgendwas ist ja immer.

Ein kleiner, indes nicht unerheblicher Schlendrian, dem Trainer Lucien Favre daher ab sofort Hausverbot erteilt. Denn in der Bundesliga möchten die Dortmunder ihren ersten Tabellenplatz – in der Champions League wurde der durch das Spülmaschinen-Remis vergeigt – nicht durch Nachlässigkeiten gefährden. Bei derzeit vier Punkten Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach steht das am 13. Spieltag aber ohnehin nicht auf der Liste potenzieller Gefahren. Vermutlich ebensowenig wie der SC Freiburg, der am Samstag (15.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) im Signal-Iduna-Park vorstellig wird. Um aber gar nicht erst auf das heikle Gleis einer "Münchner Peinlichkeit" (verspielte Heimsiege von großen Favoriten gegen krasse Außenseiter) zu geraten, ermahnt Favre eine Spieler: "Schneller sehen, schneller spielen. Die Pässe müssen viel schärfer kommen." Das ist ganz witzig, weil Freiburgs Trainer Christian Streich seinen Jungs das Gleiche rät, um womöglich erneut etwas Zählbares mitzunehmen. Wie beim 2:2 in der vergangenen Saison. Aber reicht "an die äußerste Kante gehen und im Kopf und in den Beinen schnell sein"? Eher nicht. Tipp: Die "brutale Qualität" (Streich) und das "saumäßige Tempo" (nochmal Streich) setzen sich durch. Mit 3:0 für den BVB endet das 200. Ligaspiel von Streich aber nicht in einer "Nürnberger Katastrophe" (knallharte Auswärtsklatschen für krasse Außenseiter bei großen Favoriten).

Wie geht's dem FC Bayern?

Nett, dass Sie fragen. Dem Tabellenfünften geht's prächtig. Das liegt vor allem an Niko Kovac. Der Trainer findet nämlich, dass dem Trainerteam in der Champions League zuletzt ein guter Zug gelungen ist. Gegen Benfica Lissabon (5:1) wurde gar eine "Idee für die Zukunft" geboren. Vereinfacht stellt sich das so dar: Zentrum dichtmachen, weniger anfällig für Gegenangriffe werden. Das klingt tatsächlich sinnvoll. "Die Spieler sehen, dass das, was wir ihnen an die Hand geben, schon sinnvoll ist. Nur sie müssen es eben 90 Minuten mit Leben füllen", erklärte Kovac. Die Erkenntnis der Mannschaft kam quasi auf der letzten Trainerrille daher. Denn bei einer Niederlage oder gar einem Remis wäre der Kroate wohl seinen Job los gewesen. Ausreichend Indizien dafür hatte Präsident Uli Hoeneß nach dem wilden 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf am letzten Spieltag geliefert. Nun ist das vergessen.

Ist Niko Kovac noch der richtige Trainer für den FC Bayern?

Auf jeden Fall Auf gar keinen Fall Der Fall interessiert mich nicht Ergebnis Alle Umfragen

Der Klub denkt vor der Jahreshauptversammlung am Abend wieder langfristig. "Ich wünsche mir, dass Niko nicht nur an Heiligabend 2018 unser Trainer ist, sondern auch an Heiligabend 2019 und 2020", erklärte Karl-Heinz Rummenigge der "Abendzeitung". Allerdings "muss er auch ein paar Dinge verändern." Was genau der der Vorstandsvorsitzende damit meinte, sagte er nicht. Auch Kovac verzichtete auf Konkretisierungen: "Ich bin ein Mensch, der versucht sich zu hinterfragen. Die guten und die schlechten Dinge. Ich mache mir da schon Gedanken und wir analysieren im Team alles gemeinsam. Aber ich behalte auch einiges für mich, verraten werde ich hier nicht alles." Außer natürlich der Breaking News, dass die umstrittene Rotation vorerst reduziert wird. Stattdessen geht's nun allein nach Leistung und wohl auch Gefolgschaft. "Ich habe für mich selbst entschieden, dass ich ein Gerüst haben werde, wo der Großteil Fixstarter ist und der eine oder andere dementsprechend immer wieder reinkommt." Namen nannte er natürlich nicht. Muss er auch nicht, Maulwürfe gibt's in München ja derzeit genug.

In die neue, zarte Euphorie zwischen Rekordzahlen, Titan-Ideen und Erfolgstaktik drängelt sich nun der SV Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr im ntv.de-Liveticker). Die nächste gute Nachricht. Denn die letzten 15 Duelle gingen alle an den FC Bayern – mit einem fantastischen Torverhältnis von 59:9 (!). Dass aber nun ausgerechnet diese Mannschaft die nächste FCB-Panik mit wilden Konsequenzen und Jobverlust auslösen könnte, möchte Kovac nicht so gerne an sich ranlassen: "Ich versuche, mich von allem was erzählt wird, fernzuhalten." Aber: "Um nicht völlig den Anschluss zu verlieren, müssen wir performen. Beim FC Bayern sollte man möglichst oft gewinnen." Natürlich auch Titel. Tipp: 1:1 und Krisenmodus.

Wie hoch ist der Puls von Nagelsmann?

Am Freitagmittag hatte die medizinische Abteilung der TSG Hoffenheim keinen Akutfall Julian Nagelsmann zu befürchten. Ruhig und sachlich referierte der Trainer über den frühen Champions-League-Knockout am Dienstagabend gegen Schachtjor Donezk. "Meine Spieler sind enttäuscht, aber sie haben im Training einen sehr guten Eindruck gemacht. Wir sind voll fokussiert auf Schalke", erklärte der 31-Jährige im obligatorischen Pressegespräch. Und natürlich will Nagelsmann das Spiel am Samstagabend (18.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) gewinnen. Das hat er so jetzt nicht gesagt. Aber wir müssen das nach seinem eskalativen Wut-Anfall unter Woche als unumstößlichen Fakt ansehen.

Nicht gewonnen, also tief getroffen: Julian Nagelsmann.

Denn beim Herr Nagelsmann ist es so: "Ich will halt gewinnen! Ich will immer gewinnen! Jedes Scheiß-Spiel will ich gewinnen, sogar Darts gegen meinen Analysten. Ich will alles gewinnen!" An diesem Ansinnen ist der zukünftige RB-Leipzig-Trainer gescheitert. Das steht jetzt schon fest. "Ich habe an dem Tag, als ich hier übernommen habe, eine kleine Agenda im Kopf gehabt, was ich alles erreichen will mit dem Klub. Zwei dieser Punkte, DFB-Pokal und Überwinterung in der Champions League, habe ich nicht erreicht. Da ich immer ehrlich bin, darf ich das hier auch sagen, dass mir das schon ziemlich zusetzt."

Das ist ein Gemütszustand mit sie auf Schalke derzeit auch bestens vertraut sind. Die Abwehr wackelt, aus dem Mittelfeld kommt keine Kreativität, im Sturm ist nahezu alles verletzt, was Tore schießen soll. Und dann kippte beim Champions-League in Porto auch noch die Stimmung der Fans. Das klingt nach einem Vollpflegefall. Dessen Zustand wird sich am Samstagabend nun (a) verbessern (eher unwahrscheinlich und riskant für die medizinische Abteilung der TSG) oder (b) verschlechtern (wahrscheinlich und riskant für die sportliche Führungsabteilung des S04). Tipp: 1:1, beide leiden leider.

Was ist sonst noch so los?

Fortuna Düsseldorf – FSV Mainz 05 (Freitag, 20.30 Uhr): Alle lieben Dodi! Nun, wir ziehen mal die Fans des FC Bayern ab. Obwohl, dann sind wir (der Autor ist freilich journalistisch neutral) gar nicht mehr so viele. Egal: Herr Lukebakio ist gegenwärtig 'ne ziemlich große Nummer in der Liga. Er hat vergangene Woche drei Tore gegen die Münchner erzielt, deren Nationalmannschaftsabwehr blamiert und beinahe Niko Kovac aus dem Amt geschossen. Prächtige Referenzen für einen 21-Jährigen, aber auch bedrückende Nachrichten für die Fortunen. Denn die werden ihr Leih-Schnäppchen vom FC Watford (200.000 Euro) im kommenden Sommer nicht halten können. Da sind sie sich sicher. Aber noch ist der Dodi ja da und an diesem 13. Spieltag wird er sich gegen den FSV Mainz 05 auf höchstem Liga-Niveau beweisen müssen. Denn die Frage ist nun: Kann er sich auch gegen die Abwehr mit den drittwenigsten Gegentoren durchsetzen? Tipp: Lukebakio packt auch Mainz, 2:1.

Holt Hannover 96 noch 15 Punkte bis Weihnachten?

Jawohl! Nein! Vielleicht Ergebnis Alle Umfragen

Hannover 96 – Hertha BSC Berlin (Samstag, 15.30 Uhr): Siegpflicht! Die ist ausgerufen. Bei Hannover 96. Von Präsident Martin Kind. Coach Andre Breitenreiter ist absolut d'accord. "Am Liebsten wären mir bis Weihnachten fünf Siege – der Mannschaft im Übrigen auch." Gucken wir auf den Spielplan: Hertha (H), FSV Mainz 05 (A), Hannover 96 (H), SC Freiburg (A) und Fortuna Düsseldorf (H). Läuft für H96, 15 Punkte liegen am 24. Dezember unter der Nordmanntanne. (Erster) Tipp: 1:0.

VfB Stuttgart – FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr): Ach, der Markus Weinzierl. Der war einst so glücklich beim FC Augsburg, ehe er beim FC Schalke 04 sein Glück finden wollte. Und er war so erfolgreich. Vor allem gegen den VfB Stuttgart, den er jetzt trainiert. Sieben Augsburger Siege gab's unter Weinzierl. Die sieben einzigen Siege des Klubs gegen den VfB überhaupt. Von solchen Sensationsbilanzen ist der Bayer gerade so weit entfernt wie Artikel fünf des Grundgesetzes (Pressefreiheit) vom FC Bayern. Nach vier Niederlagen in fünf Spielen und einer distanzierten Rhetorik über seinen aktuellen Arbeitgeber gibt's Vorwürfe, er habe sich innerlich von der schwierigen Aufgabe VfB distanziert. Unfug, findet Weinzierl, er sei "mit Haut und Haaren seit dem ersten Tag bei der Mannschaft und beim Verein." Tipp: Na dann, 1:1.

RB Leipzig – Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 15.30 Uhr): Ralf Rangnick ist überraschend entspannt. Aus in der Europa League? Kein Problem. Falls seine Mannschaft nach dem letzten Gruppenspiel am 13. Dezember tatsächlich ausscheiden sollte, "geht für uns die Welt nicht unter", erörterte der RB-Coach. Die Bundesliga habe bei Leipzig Priorität, "deswegen beschäftigt sich bei uns im Moment niemand mit der Europa League." Das Ziel sei ja ohnehin: "Wir wollen uns für die Champions League qualifizieren", sagte Rangnick. Erste Station dorthin: Heimspiel gegen Mönchengladbach. Erstes Ergebnis: (Tipp) 1:1.

Eintracht Frankfurt – VfL Wolfsburg (Sonntag, 18 Uhr): Wo die Eintracht ist, ist Party. Aber nicht jeder Gast kommt mit den wummernden Bässen der Frankfurter Spaß-Offensive klar. In der Europa League war der Marseiller (heißen Fußballer und Menschen aus der französischen Stadt wirklich so? Richtigstellungen bitte per Mail an sporttag@nama.de) Luiz Gustavo zwischenzeitlich so derangiert, dass er den Ball aus 25 Metern ins eigene Tor schob. Man kann wirklich auch verrückt werden als Gegner des formstärksten Teams in Europa. Man kann das aber auch sehen wie Torwart Kevin Trapp: "Wenn man über einen so langen Zeitraum so eine Leistung abruft, kann man nicht nur von einer Siegesserie sprechen. Dann ist das einfach Qualität." Die setzt sich bekanntermaßen immer durch, Tipp: 4:0.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Vier von 20, das sind 20 Prozent. Wenn Sie in der Politik 20 Prozent hätten und der Gegner 80, wäre das eine absolute Mehrheit."
Bayern-Coach Kovac berechnet den Rückhalt in der Mannschaft.

“Kahn spielt eine Rolle”: Hoeneß verteidigt sich und den FC Bayern

Previous article

Marseille beschenkt Eintracht: Gustavo erntet Spott für Slapstick-Eigentor

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Sport