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So läuft der 14. Spieltag: FCB knuddelt Kovac, BVB bekämpft Trauma

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Beim FC Bayern haben sich plötzlich alle wieder lieb. Ob das beim Spielen hilft?

Von Anja Rau


Beim FC Bayern ist plötzlich alles wieder gut – sogar der Trainer. Derweil gibt sich Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund vor dem Derby auf Schalke bescheiden. Und bei Gladbach hält Trainer Hecking einen seiner Fußballer für vernachlässigt.

Was macht der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga?

Läuft beim BVB: Tabellenführer. Sieben Punkte Vorsprung auf den Zweiten, Borussia Mönchengladbach. 37 geschossene Tore. Gute Stimmung im Team. Ein Trainer, der sogar Sportdirektor Michael Zorc noch überrascht: "Wir haben einen neuen Trainer, der eine klare Philosophie hat. Lucien Favre verbessert manchmal Details, die auch für mich, obwohl ich seit Jahrzehnten im Fußball tätig bin, neu sind". Und jetzt auch noch das Bier. Das floss Anfang der Woche bei der Weihnachtsfeier des BVB-Fanklubs in Hektolitern. Dank Kapitän Marco Reus, Axel Witsel und Superjoker Paco Alcácer, die hinterm Tresen zapften. Die Fans sind glücklich – also ist alles gut? Nun, dafür sollten die Spieler auch am Samstag (15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) nichts verzapfen. Dann steht der emotionale Höhepunkt der Saison an: das Revierderby auf Schalke. Und da haben die Dortmunder Einiges gut zu machen. Die Derbys der vergangenen Saison verliefen schließlich so gar nicht nach Gusto der Schwarz-Gelben – dem irren 4:4 im Hinspiel folgte eine bittere 0:2-Niederlage.

Nun gut, ein erneutes Reviertrauma klingt bei der Ausgangsposition unwahrscheinlich. Der FC Schalke liegt in der Tabelle 19 Punkte hinter dem Tabellenführer. Während der BVB Tore wie am Fließband schießt, kommt Schalke gerade mal auf 14 Treffer. Außerdem ist die Favre-Elf in dieser Saison ungeschlagen. Da könnte der BVB das Spiel doch auf die leichte Schulter nehmen. Nein, nein, wiegelt Mittelfeldspieler Thomas Delaney ab: "Schalke könnte in der 2. Liga spielen – dann wäre es immer noch ein schwieriges Spiel." Auch der Gegner bringt sich vor Anpfiff in Position: "Im Derby gibt's keinen Außenseiter und keinen Favoriten", sagt Schalke-Trainer Domenico Tedesco. "Wir sind gut drauf." Vielleicht hatte er in diesem Moment verdrängt, dass seine Offensive arg gebeutelt ist. Breel Embolo, Mark Uth und Franco di Santo fallen definitiv aus, Guido Burgstaller und Steven Skrzybski werden von Ärzten und Physiotherapeuten rund um die Uhr behandelt, um sie rechtzeitig fit zu bekommen. Sportvorstand Christian Heidel sagt dennoch vollmundig: "Wir haben eins vor – ihnen die erste Niederlage beizubringen." Das kann Sebastian Kehl, bei Dortmund Leiter der Lizenzspielerabteilung, entspannt kontern: "Wir werden auch danach noch Tabellenführer sein." Tipp: 2:3

Wie geht's dem FC Bayern?

Richtig gut. Das mag überraschen, doch Stürmer Robert Lewandowski betont im "Bild"-Interview, dass jetzt alles gut wird. Also zumindest sportlich – von den Querelen in der Chefetage lassen wir diesmal diskret die Finger. Lewandowskis Charme-Offensive ist auch viel kuscheliger. Man habe geredet und "alle Seiten haben erklärt, was man besser machen kann." Lewandowski betont: "Jetzt gehen wir alle zusammen in eine Richtung". Am Aufwärtstrend beteiligt ist auch Coach Niko Kovac, dem der 30-Jährige attestiert, dass er keine Schwäche zeigt, nur weil er einsichtig sei und Kleinigkeiten mit der Mannschaft verändere. "Nur so kann er ein besserer Trainer werden." Dies lässt vieles ungesagt – wie gut ist Kovac denn aktuell? Er arbeitet jedenfalls an sich und am Team – und schafft die Rotation ab: "Ich habe gesagt, okay, die Rotation wird stattfinden, aber nur dann, wenn einer verletzt ist beziehungsweise wenn wirklich jemand total am Boden ist." Der Kritiker Lewandowski profitiert davon, denn: "Der Kader ist bekannt – und die ersten Elf im Moment auch", so Kovac. Heißt: Der Stürmer ist dabei.

Feuer und Flamme ist der übrigens auch für die neue Situation an der Tabellenspitze. Es sei wunderbar, den BVB auf neun Punkte enteilen zu lassen – das haben sie sich beim FC Bayern offenbar in friedvoller Weihnachtsstimmung erfolgreich eingeredet. Lewandowski erklärt: "Manchmal ist es gar nicht schlecht, wenn du aus der zweiten Reihe attackierst! Wir sind jetzt gerne auch einmal der Jäger." Und weiter: "Es ist als Jäger einfacher, von hinten zu attackieren, als wenn du als Erster auf die Attacken von hinten schauen musst. Gerade wenn du die Erfahrung nicht hast." Dem BVB mangelt es also als Tabellenerster an Erfahrung? Da hat Lewandowski wohl glatt vergessen, dass er mit den Dortmundern in den Saisons 2011/11 und 2011/12 die Meisterschale auf dem Borsigplatz präsentierte. Gern hätten wir den Polen an dieser Stelle außerdem gefragt, wieso der FC Bayern zuletzt immer die Meisterschaft weit vor Spielzeitende feierte, wenn die Jäger-Rolle doch so erfolgsversprechend ist. Apropos Attacke: Die neun Punkte Rückstand könnten an diesem Wochenende schmelzen: Während der BVB das Revierderby vor der Brust hat, bekommt der FC Bayern Besuch von den Nürnbergern (Samstag, 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de). Wer hier wohl wen jagt? Trainer Michael Köllner sagt auf die Frage, was seinen Klub denn von den Münchenern trenne: "Die einen sagen eine Liga, die anderen Welten und wieder andere Galaxien." Die Rollen sind klar verteilt. Tipp: 5:0

Wie ist der Tabellenzweite drauf?

Gladbachs Traumpaar: Alassane Plea und Thorgan Hazard.

Borussia folgt auf Borussia – und das jetzt schon seit vier Spieltagen. Trotzdem reden alle nur von den Bayern als ärgstem Konkurrenten – fast alle, bis auf Witsel. Der Belgier in BVB-Diensten warnt in der "Sport Bild": "Vergesst Gladbach nicht! Die sind sieben Punkte hinter uns und spielen richtig guten Fußball!" Recht hat er. Alassane Plea zum Beispiel, der teuerste Einkauf der Klubgeschichte. Genauso wie Thorgan Hazard hat der Franzose acht Tore auf dem Konto. Der Belgier Hazard kann zudem schon fünf Assists verbuchen, Plea kommt auf drei. Doch während Plea in dieser Saison quasi in Dauerschleife hochgelobt wird, geht Hazard ein bisschen unter. Das mag sein Trainer nicht unkommentiert lassen: "Thorgan", sagt Dieter Hecking über seinen Stürmer, "hat in dieser Saison noch einmal einen Sprung gemacht. Es ist einfach klasse, was er zeigt." Dass die beiden Erfolgsgaranten am vergangenen Wochenende ihren Torkonten nichts hinzufügen konnten, lag auch am Gegner, RB Leipzig (0:2).

Nun geht es gegen den abstiegsbedrohten VfB Stuttgart (Sonntag, 18 Uhr im Liveticker bei n-tv.de). Die Schwaben haben in dieser Saison überhaupt erst dreimal gewonnen – und in der gesamten Saison noch kein einziges Tor in den ersten zehn Minuten geschossen. Das dürfte den Gladbachern, die den Anpfiff gerne mal verpennen, zugutekommen. Außerdem lockt die Fohlen ein Rekord: Mit dem zehnten Heimsieg in Folge würde der Rekord von Ex-Trainer André Schubert von vor mehr als zwei Jahren eingestellt werden. Markus Weinzierl muss allein schon von Amts wegen dagegen reden. Der Coach des VfB Stuttgart erkennt zwar an, dass Gladbach der Favorit ist. "Aber wir wollen in der Außenseiterrolle überraschen." Es gelte für sein Team "zu zeigen, dass wir mehr Qualität haben als es der Tabellenstand aussagt". Doch ausgerechnet gegen Gladbach muss er auf seinen Abräumer Santiago Ascacibar verzichten, der gelbgesperrt fehlt. Nicht die beste Voraussetzung, um Hazard und Plea zu stoppen. Tipp: 3:0

Was ist sonst noch so los?

SV Werder Bremen – Fortuna Düsseldorf (Freitag, 20.30 Uhr): Druck? Ja, den spürt Bremen-Coach Florian Kohfeldt. Nach zuletzt fünf Spielen ohne Sieg ist Werder auf Platz neun abgerutscht und damit weg von den Europa-Plätzen, die der Klub selbst als Ziel ausgerufen hat. Aufsichtsratschef Marco Bode fordert deswegen noch zwei Siege bis Weihnachten. Sein Team sollte das Spiel am Abend gegen den Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf am besten gleich gewinnen, denn die folgenden Gegner heißen Dortmund, Hoffenheim und Leipzig. "Noch wird alles auf dem Platz entschieden. Dort wollen wir uns mit allen Mitteln dagegenstemmen, dass das Ergebnis nicht schon vorher feststeht", sagt ein realistischer Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel. Tipp: 2:0

Bruderschicksal: Mario und Felix Götze.

Bayer Leverkusen – FC Augsburg: Was wohl die Bender-Zwillinge dazu sagen? Augsburgs Felix Götze erklärt Sport1, dass sein Nachname eher Nachteile habe, "weil es natürlich nicht so einfach ist, wenn man immer verglichen wird." Allerdings habe er sich mit der Zeit daran gewöhnt, dass immer sein großer Bruder Mario – der WM-Final-Torschütze von 2014 – die Ausgangsposition für ein Gespräch mit oder über ihn ist. Nun, auch Lars und Sven Bender werden des Öfteren miteinander verglichen. Dann geht es meist um ihre vielen Verletzungen. Sven Bender zum Beispiel fällt für das Spiel gegen Augsburg aus, er leidet an Sprunggelenkproblemen: "Wir wollen ihn nicht ganz kaputtmachen", erklärt Trainer Heiko Herrlich dem "Kicker". Diese Erklärung wird Lars freuen. Tipp: 2:1

SC Freiburg – RB Leipzig: Die Fans, ein Quäntchen Glück und das Gespür – alles muss laut Christian Streich mithelfen, dass sein Team zu Hause gegen den Tabellendritten RB Leipzig erfolgreich ist. "Natürlich gab es Phasen, in denen es angenehmer gewesen wäre, gegen Leipzig zu spielen", bekennt der Freiburg-Coach. Es wird eine Herausforderung, den Sachsen beizukommen, geschweige denn, sie zu bezwingen. Erst zehn Gegentore kassierte die Mannschaft von Ralf Rangnick, in den letzten neun Ligaspielen musste Torwart Peter Gulacsi nur zwei Treffer hinnehmen. Nicht umsonst ist der Ungar aktuell der beste Torwart der Liga. Die Freiburger dagegen warten seit vier Spielen auf einen Sieg. Tipp: 0:3

VfL Wolfsburg – TSG Hoffenheim (alle Samstag, 15.30 Uhr): "Zu Siegen gibt es keine Alternative im Fußball", sagt Wolfsburgs Coach Bruno Labbadia. Ähm, doch: Unentschieden und Niederlagen. Oder hat er das schon vergessen, weil seine Mannschaft zuletzt gegen Leipzig und Frankfurt gewinnen konnte? Nun kommt mit der TSG Hoffenheim das nächste Schwergewicht nach Wolfsburg. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann verbuchte zuletzt zwei Unentschieden (Schalke, Hertha) und der VfL könnte bei einem Sieg nach Punkten gleichziehen – nicht schlecht für einen Klub, der in den vergangenen Jahren bis zum Hals im Abstiegssumpf steckte. Tipp: 1:1

Hertha BSC – Eintracht Frankfurt (Samstag, 18.30 Uhr): Während Eintracht Frankfurt am vergangenen Wochenende nach zuvor elf ungeschlagenen Spielen mal wieder eine Niederlage einstecken musste (1:2 gegen Wolfsburg), riss auch Herthas Serie: Der Hauptstadtklub konnte nach sechs sieglosen Partien drei Punkte gegen Hannover (2:0) erspielen. Sollte Hertha BSC auch gegen Frankfurt gewinnen, ziehen die Berliner nach Punkten gleich. Dafür muss die weiterhin wegen Verletzungssorgen angeschlagene Defensive allerdings die Tormaschinen Luka Jovic (10) und Sebastien Haller (9) aufhalten. Noch Fragen? Tipp: 1:2

FSV Mainz 05 – Hannover 96 (Sonntag, 15.30 Uhr): Bei Hannover 96 gibt es viele Baustellen: Der Klub-Vorstand streitet erbittert mit den Fans, die Mannschaft steht auf einem Abstiegsplatz und so ist auch Trainer André Breitenreiter angeschlagen. Vier Niederlagen in den letzten fünf Spielen – einen "Freifahrtschein" will Manager Horst Heldt seinem Coach verständlicherweise nicht mehr ausstellen. Das Manko: Ein Punktgewinn gegen Mainz klingt einfacher, als es derzeit ist. Trainer Sandro Schwarz und sein Team haben sich dank drei Siegen in vier Spielen auf Tabellenplatz 10 gespielt. Tipp: 2:0

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Viele Leute spielen auch Lotto, obwohl sie wissen, dass ihre Chance auf einen Sechser minimal ist." (Nürnberg-Trainer Michael Köllner vor dem Spiel beim FC Bayern zu den Chancen seines Teams)

Fußball-Zeitreise, 08.12.1993: Als ein Trinkbecher Rehhagel knapp verfehlte

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