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Trumps Ex-Anwalt will im TV und unter Eid auspacken

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Eigentlich sollte Donald Trumps (72) Besuch an der Grenze in Texas gestern der Höhepunkt des Tages werden. Nach seiner TV-Ansprache an die Nation wollte er den Amerikanern erneut einbläuen, dass ihre Grenze im Süden unter Beschuss steht und sein Kampf für die Mauer nicht nur den Regierungs-Shutdown, sondern auch die Ausrufung des Notstandes rechtfertigt.

Dann stahl eine andere Nachricht dem Präsidenten die Show. Während Trump noch von Säcken mit Dollar-Noten, illegalen Waffen und Päckchen mit Drogen sprach, berichteten alle großen US-Zeitungen und TV-Sender plötzlich: Sein langjähriger Ex-Anwalt Michael Cohen (52) wird am 7. Februar vor dem Untersuchungsausschuss des Abgeordneten-Hauses aussagen. Unter Eid. Öffentlich! 





Sofort wurden Vergleiche mit dem „Verhör“ des von Trump gefeuerten FBI-Direktors James Comey laut, der dem Präsidenten vor einem Millionen-Publikum schweren Amtsmissbrauch vorgeworfen hatte. Oder mit den öffentlichen Vernehmungen des Juristen John Dean, die 1973 zum Rücktritt von Richard Nixon geführt wurden.

Tatsächlich birgt der Auftritt von Michael Cohen jede Menge Sprengstoff. Cohen ging rund 15 Jahre im Trump Tower – und später im Weißen Haus – ein und aus. Er kennt den Ex-Entertainer und Ex-Immobilien-Jongleur besser als alle seine anderen Ex-Vertrauten. Denn keiner – abgesehen von Trumps Familie und Steuerberater – dürfte so viel Einblick in die alten Geschäfte des Präsidenten gehabt haben.

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▶ Cohen war der Mann, der für seinen Boss die „Drecksarbeit“ erledigte, der Beschützer seines Images. Der Jurist hatte – angeblich auf Anordnung eines hochrangigen Mitarbeiters des Weißen Hauses – vor einem anderen Untersuchungsausschuss des Kongresses gelogen und so die Justiz behindert.

▶ Cohen hatte die Verhandlungen für den Bau eines Trump Towers in Moskau geführt, die Trump erst auf dem Höhepunkt des Wahlkampfes abgebrochen hatte. Und er hatte ganze 70 Stunden mit Staatsanwälten von Sonderermittler Robert Mueller über Trumps Geschäfte und mögliche Verbindungen seiner Wahlkampagne zu Russland gesprochen.

Vor allem aber hat Cohen eine Rechnung mit seinem alten Boss offen, von dem er einst im Mafia-Jargon sagte: „Ich würde eine Kugel für ihn abfangen.“ Denn nachdem Cohen einen Deal mit der Staatsanwaltschaft geschlossen hatte, um sein Urteil auf drei Jahre Gefängnis zu reduzieren, hatte Trump dessen Image öffentlich demontiert. Er nannte ihn einen „Lügner“ und eine „schwache Person“, die kein Rückgrat habe.

„Ich bin weiterhin entschlossen, den Amerikanern Antworten zu geben“, erklärte Cohen in einem Statement. Er werde einen „vollen und glaubwürdigen Bericht über die Ereignisse abgeben, die sich abgespielt haben“.

Elijah Cummings, der Vorsitzende des Komitees, das Cohen grillen wird, sagte derweil, „das amerikanische Volk habe ein Recht darauf“, Cohens Geschichte zu hören. Und er glaubt, dass das Verhör Trump in schwere Bedrängnis bringen könnte. Denn er verglich es mit den Aussagen von John Dean. Der hatte 1973 offengelegt, wie er, Mitarbeiter des Weißen Hauses, und Präsident Nixon selbst den Einbruch in das Büro der Demokraten vertuscht hatten.

Cummings über das historische Verhör: „Ein Wendepunkt, der Amerikas Kurs verändert hat.“

Donald Trump wiegelte in Texas Cohens Auftritt ab: „Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen“, versicherte er.

Doch die Amerikaner dürften am 7. Februar an Cohens Lippen kleben. Nicht zuletzt deshalb, weil gestern auch noch dies bekannt wurde: Das Weiße Haus hat 17 weitere Juristen angeheuert, um sicherzustellen, dass der Bericht von Robert Mueller unter Verschluss bleibt und der Öffentlichkeit nicht vorgelegt wird.

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