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Urteil gegen Drogenboss „El Chapo“ gefallen – Experten bezweifeln dessen Wirkung

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Nach Verhandlung mit massig Beweismaterial und tagelangen Beratungen der Jury wurde Joaquín „El Chapo“ Guzmán am Dienstag verurteilt. Experten bezweifeln die Wirkung des Prozesses.

Update vom 13. Februar, 11.48 Uhr: Am Dienstag wurde der mexikanische Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán nach sechstägigen Beratungen von einer New Yorker Jury verurteilt. Er dürfte wohl den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Der Schuldspruch für den früheren mexikanischen Drogenbosses ändert nach Ansicht von Experten allerdings nichts an der Macht der Kartelle in den USA und Mexiko. 

Das Sinaloa-Kartell, das „El Chapo“ 25 Jahre lang anführte, sei so stark, dass es den Verlust eines bekannten Mitglieds gut verkraften könne, sagt der Sicherheits-Analyst Javier Oliva von der mexikanischen Universität UNAM der Deutschen Presse-Agentur. Das Kartell hält, laut der US-Strafverfolgungsbehörde für Drogendelikte, immer noch den größten Anteil am Geschäft mit Drogen in den USA. 

Urteil gegen „El Chapo“: Amerika betont Erfolg

Amerika sieht den Schuldspruch dennoch als ersten Erfolg. Das Urteil sei eine „unwiderlegbare Botschaft an die in Mexiko verbleibenden Hauptakteure“, sagte der amtierende US-Justizminister Matthew Whitaker. Die USA und Mexiko würden weiter mit allen verfügbaren Mitteln gegen Drogenschmuggler und deren „gewalttätige Organisationen“ kämpfen.

Kritiker, wie Verteidiger Eduardo Balarezo, beschrieben den „El-Chapo“-Prozess als Show, um die Macht und das Können Amerikas zu zeigen. „Die US-Regierung weiß sehr wohl, dass sich mit „El Chapos“ Verurteilung nichts geändert hat und nichts ändern wird“, schrieb Balarezo auf Twitter.

Guzmán, „El-Chapo“, selbst wird mit seinem Verteidiger im Folgenden die Möglichkeit einer Berufung prüfen. Angesichts der Beweislage und der Verurteilung in allen Anklagepunkten scheinen die Aussichten jedoch sehr gering.

Urteil gegen Drogenboss „El Chapo“ gefallen – anschließend hebt er den Daumen

New York – Der mexikanische Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán ist in seinem Strafprozess schuldig gesprochen worden und muss für den Rest seines Lebens ins Gefängnis. Die Jury sah die Schuld des 61-Jährigen in allen zehn Anklagepunkten als erwiesen an, wie Richter Brian Cogan am Dienstag in New York verkündete.

Für den schwersten Anklagepunkt, die Beteiligung an einer Verbrecherorganisation, schreibt das Strafgesetzbuch der USA lebenslange Haft vor. Er kann keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen und dürfte damit bis zu seinem Tod im Gefängnis bleiben.

Guzmán, der wegen seiner Körpergröße von 1,64 Meter den Spitznamen „El Chapo“ („der Kurze“) trägt, hörte bei Verlesung des Urteils genau zu. Er blickte dabei durch den Saal zu seiner Frau Emma Coronel und hob den Daumen. Dann wurde er abgeführt. Cogan dankte der Jury für ihr Durchhaltevermögen in dem langen Verfahren, einem der größten Strafprozesse um Drogenkriminalität in der Geschichte der USA.

Prozess gegen „El Chapo“: Todesstrafe war ausgeschlossen

Die nach US-Bundesgesetz zulässige Todesstrafe war in dem Verfahren nach einer Einigung zwischen den USA und Mexiko, die Guzmán nach seiner Festnahme ausgeliefert hatten, ausgeschlossen. Die weiteren der insgesamt zehn Anklagepunkte drehten sich um die Herstellung und internationale Verbreitung von Kokain, Heroin, Methamphetamin und Marihuana sowie den Gebrauch von Schusswaffen und Geldwäsche.

Rund 35 Stunden über sechs Tage hatten die zwölfköpfige Jury aus acht Frauen und vier Männern über Guzmáns Schuld oder Unschuld diskutiert. Auch eine Verurteilung in nur einem oder einigen der Anklagepunkte hätte für Guzmán mit ebenfalls eine jahrelange oder lebenslange Haftstrafe bedeutet. Ein Freispruch schien angesichts der teils erdrückenden Beweislast sehr unwahrscheinlich.

Massenhaft Beweismaterial gegen „El Chapo“

Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Prozess über zweieinhalb Monate massenhaft Beweismaterial vorgelegt und mehr als 50 Zeugen aufgerufen. Guzmáns Anwälte riefen dagegen nur einen einzigen Zeugen auf und beendeten ihre Verteidigung des Falls innerhalb von 30 Minuten. Ihre Strategie bestand im Wesentlichen darin, die Zeugen der US-Regierung als Lügner darzustellen, die durch Aussagen gegen Guzmán lediglich eigene Haftstrafen verringern wollten. Guzmán selbst hatte darauf verzichtet auszusagen.

Guzmán ist derzeit in einem Hochsicherheitsgefängnis in New Yorks Stadtteil Manhattan eingesperrt. Offen ist, ob er seine Strafe dort absitzen soll oder in eine andere Haftanstalt verlegt wird. In Mexiko gelang es Guzmán bereits zwei Mal, aus dem Gefängnis auszubrechen: 2001 entkam er in einem Wäschekorb und 2015 durch einen Tunnel, den Komplizen bis unter seine Zelle gegraben hatten.

dpa

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