Wirtschaft

Wie Sie Ihr Geld CO2-arm anlegen

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Verbraucher wollen ihr Erspartes zunehmend klimafreundlich anlegen. Fondsanbieter reagieren darauf. Darauf sollten Sie achten.

Greta Thunberg nimmt lieber den Zug statt den Flieger.

Nicht erst seit Greta Thunberg hat CO2 einen schlechten Ruf, aber die Aufmerksamkeit für den CO2-Fußabdruck wird immer größer. Auch für weite Strecken nimmt zum Beispiel die Klimaaktivistin aus Schweden lieber den Zug statt das Flugzeug, um nicht der Umwelt zu schaden. Denn CO2 – kurz für Kohlenstoffdioxid – ist zwar einerseits die Nahrungsgrundlage aller Pflanzen, die es in Sauerstoff umwandeln. Andererseits stoßen die Menschen inzwischen so viel davon aus, dass sie einen Treibhauseffekt ausgelöst haben. Sie heizen die Erde also gewissermaßen auf.

Deshalb fordert etwa der Weltklimarat die Dekarbonisierung und damit eine CO2-arme Wirtschaft. Immer mehr Anleger wollen darauf reagieren und bewusst in Firmen investieren, die möglichst klimafreundlich arbeiten: die also besonders wenig Kohlenstoffdioxid ausstoßen.


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Fondsgesellschaften haben diesen Bedarf erkannt und bieten deshalb inzwischen CO2-reduzierte Anlagen an. Die französische Großbank BNP Paribas zum Beispiel veröffentlicht – wie einige andere große Geldverwalter – mittlerweile den „Carbon Footprint“ ihrer Fonds: Sie untersucht also, wie viel CO2 die Firmen ausstoßen, in die ihre Fonds investieren. So kann der Verbraucher vergleichen, welche Anlagen eher klimafreundlich sind und welche nicht. Dabei schaut sich die Großbank zum einen an, wie viel CO2-Ausstoß auf die direkten Geschäftsaktivitäten zurückzuführen sind. Die werden naturgemäß zum Beispiel bei einem Finanzunternehmen geringer sein als bei einem Energiekonzern. Zum anderen prüft das Institut aber auch, wie viel Energie das Unternehmen verbraucht und was für eine CO2-Belastung sich daraus ergibt.

Die Fonds gehen unterschiedlich vor

Grundsätzlich müssen Investoren entscheiden: Möchte ich mein Geld nur in Unternehmen stecken, die schon jetzt wenig CO2 emittieren – oder auch in Unternehmen, bei denen das Einsparpotenzial und damit die klimatische Wirkung am höchsten ist? Die aber deshalb auch am meisten investieren müssen. Berücksichtige ich also den Jetzt-Zustand oder auch eine potenzielle Zukunft?

Die Fonds gehen unterschiedliche Wege. Die Privatbank Hauck und Aufhäuser beispielsweise hat zwei Fonds im Angebot, die auf den CO2-Ausstoß ihrer Investitionen achten. Beim defensiven Mischfonds Prime Values etwa – so wirbt das Unternehmen – läge der Kohlendioxid-Fußabdruck um 55 Prozent unter dem Vergleichsindex MSCI World. Erzielt wird dies laut Fondsanalyse vom Mai 2018 einfach durch eine Veränderung der Gewichtung: Die Themen Energie und Versorger hat der Fonds auf null reduziert, den Anteil der Finanz- und Telekommunikationswerte hingegen erhöht.

Sinn habe dies, so argumentieren die Verfechter der Investitions-Variante, weil sich der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid durch politische Regulierung verteuern werde. Dadurch würden einigen Unternehmen höhere Anpassungskosten und damit Gewinneinbußen auferlegt als anderen. Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß würden damit für Anleger langfristig zu einem Vermögensrisiko. So warteten auf die Autoindustrie massive Umbrüche, sagte Fondsmanager Roman Limacher. Die Energiemultis müssten vermutlich zwei Drittel der Kohle-, Gas- und Ölreserven im Boden lassen, was weltweit zu Milliardenabschreibungen führen werde.

Ob auch Frackingfirmen ausgeschlossen sind, hängt vom Fonds ab.

Nur der Blick auf den Status quo verbaue aber Investmentchancen, den Blick auf die Zukunft und den Blick auf laufende Anstrengungen einer Anpassung an veränderte Bedingungen, argumentieren die anderen. Nordea etwa, einer der führenden Finanzkonzerne Nordeuropas mit Sitz in Finnland und seit mehr als einer Dekade beim Thema „nachhaltiges Investieren“ aktiv, investiert grundsätzlich nicht mehr in Firmen, die mehr als 30Prozent ihrer Einnahmen aus der Kohle beziehen. Doch auch Unternehmen mit höherem CO2-Ausstoß, aber verstärkten Anstrengungen gegen Klimagase rücken in den Fokus der Fondsmanager. So zum Beispiel Konsumwerte, für die die CO2-Reduktion ein großes Thema ist.

Auch Firmen, die Technologien zur Dekarbonisierung anbieten oder aktiv nach Alternativen für einen hohen CO2-Ausstoß ihrer Produktion oder ihrer Produkte suchen, sind bei Nordea Teil des Anlagespektrums. Ein dritter Weg, Anstrengungen hin zu weniger CO2-Ausstoß mit seiner Geldanlage zu unterstützen, bietet der „Best in Class“- Ansatz.

In manchen Fonds stecken auch Papiere von Frackingfirmen

Dabei stecken Fondsmanager das Geld der Kunden jeweils in jene Unternehmen, die in puncto CO2 zu den Musterschülern gehören – also weniger Kohlendioxid ausstoßen als der Rest der Branche. Bei dieser Methode sind auch große Ölkonzerne und Fracker im Portfolio. Allerdings nur dann, wenn sie ihre Konkurrenz schlagen. Viertens eignen sich für CO2-Sparer unter den Anlegern auch Papiere, die nur auf grüne Technologien und alternative Energieformen setzen. Dazu gehören der LBBW Global Warming der Landesbank Baden-Württemberg oder der RobecoSAM Smart Energy.

Aus Sicht des Anlegers ist es praktisch nicht möglich zu erkennen, ob, wie intensiv und wie nachhaltig ein Fonds tatsächlich um die Vermeidung von Klimagasen bemüht ist. Eine Fülle unterschiedlicher Bewertungsgrundsätze, Rechenmethoden und Bewertungen lässt den Anleger im „Carbon-reducing“-Dschungel allein. Allerdings: Eine gewisse Hilfe bei der Einordnung bieten eine ganze Reihe von Organisationen und Fondsratern. So können sich Investmentfonds jedes Jahr für das Siegel des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) bewerben. Das FNG registrierte zuletzt mit 40 Prozent mehr Bewerbungen ein steigendes Interesse aus der Branche. Das Siegel beschränkt sich dabei nicht nur auf das Thema CO2, sondern evaluiert Fonds auch nach den ESG-Kriterien wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

Einige Investments wie ABC-Waffen oder Öl-Fracking sind tabu, seit 2019 wird auch Kohle kritisch gesehen. Kernenergie ist ebenfalls ausgeschlossen, obwohl sie in puncto CO2-Neutralität unbedenklich wäre. Anders ist dies bei Climatrics, einem Klima- Rater für Aktienfonds. Hier spielen vor allem schädliche Klimagase ein Rolle. Auf der Homepage des Unternehmens kann der Anleger seinen gewünschten Fonds eingeben und erhält für diesen eine Klimabewertung in Form von grünen Blättern. Für Fonds mit schlechter Bewertung spuckt das Rating nichts aus.

Auch Ratingunternehmen untersuchen das Thema Dekarbonisierung

Angeschoben wurde das CO2-Fonds- Rating von der Europäischen Union, die Expertise kommt vom Carbon Disclosure Project, einem Anbieter von Daten zur CO2-Produktion. Inzwischen finanzieren die Fondsgesellschaften das Rating selbst. Ein Fonds, der mit fünf Blättern ausgezeichnet ist, muss allerdings nicht zu hundert Prozent Aktien enthalten, die in puncto CO2 Musterknaben sind. Auch ein Fonds, der in einen Zementhersteller mit hohem CO2-Ausstoß, aber vielen Ideen zur Veränderung investiert, führt nicht zur Abwertung. Das Gesamtbild muss stimmen. Dazu gehört auch die CO2-Politik des Fondshauses selbst. Fondsrater wie Morningstar haben das Thema Dekarbonisierung in ihr Fondsrating aufgenommen. Allerdings vergibt das Unternehmen seinen „Sustainability-Score“ nur an Fonds, bei denen mindestens 67 Prozent des Vermögens nach nachhaltigen Kriterien verwaltet sind.

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