Wirtschaft

Wie Verbraucher Geld nachhaltig anlegen

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Mehr Verbraucher wollen ihr Geld nachhaltig anlegen. Worauf sie dabei achten sollten.

Starkes Wachstum. Im besten Fall können Anleger auch mit grünen Aktien eine Rendite einfahren.

Der Sommer 2018 hat in Deutschland alle Rekorde für Hitze und Trockenheit gebrochen. So sei das Wetter halt, sagen die einen. Andere sehen darin hingegen ein klares Anzeichen für den Klimawandel und rufen laut zum Umsteuern auf. Auch bei der Geldanlage: Nachhaltig soll man sein Erspartes anlegen. Grün investieren in Unternehmen, die schonend mit Umwelt und Klima umgehen und sozial verantwortlich wirtschaften. Die Nachfrage legt tatsächlich zu, aber noch bewegt sich der Markt für die ethische und ökologische Geldanlage in einer Nische.

INVESTOREN SCHWENKEN UM

Rund 171 Milliarden Euro waren Ende vergangenen Jahres in nachhaltige Geldanlagen in Deutschland investiert. Das sei ein neuer Rekord, sagt Volker Weber, Vorsitzender des Forums nachhaltige Geldanlagen (FNG). Der gemeinnützige Verein hat den Markt seit 13 Jahren genau im Blick. Freilich: Gemessen am Volumen des gesamten Kapitalanlage-Marktes sind das gerade mal drei Prozent. Immerhin: Vor zehn Jahren waren es nur 0,5 Prozent oder 13,1 Milliarden Euro.


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Das Interesse an „sauberer“ Geldanlage nimmt zu. Das ist auch daran erkennbar, dass große Konzerne reagieren und etwa aus der Finanzierung von Kohle-Investments aussteigen, wie unlängst die Münchner Rückversicherung. Das tun sie vor allem, weil Anlagerichtlinien von großen, professionellen Investoren wie Versicherungen, Fonds, aber auch die Kirchen und Wohlfahrtsorganisationen klimaschädliche Investments ausschließen und immer stärker auf nachhaltige und soziale Kriterien setzen.

PRIVATANLEGER TUN SICH SCHWER

„Private Investoren spielen trotz leichter Zuwächse weiterhin eine untergeordnete Rolle und ihre Bedeutung nimmt weiter ab“, heißt es im jüngsten FNG-Bericht. Sie halten nur neun Prozent der „sauberen“ Anlagen. Während ihre Investitionen seit 2012 im Schnitt um sieben Prozent pro Jahr gewachsen sind, geht es bei Großanlegern durchschnittlich um fast ein Drittel pro Jahr nach oben. Ihr Anteil liegt aktuell bei 91 Prozent. Nach Anlageklassen spielen derzeit Anleihen die dominierende Rolle vor Aktien.

Für Privatanleger ist es freilich nicht einfach, sich einen Überblick über Möglichkeiten der sauberen Geldanlage zu verschaffen. Haben sie Aktien oder Anleihen von bestimmten Unternehmen im Auge können sie sich an den wichtigsten Ausschlusskriterien orientieren: Dazu gehören Arbeitsrechts- und Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung, Waffen und Rüstung, Korruption, Pornografie, Tabak, Alkohol, Glücksspiel und Atomkraft. Geht es um öffentliche Anleihen verbieten sich Anleihen von Staaten, die etwa Korruption dulden, Umweltkonventionen missachten, gegen Waffensperrverträge verstoßen oder die Todesstrafe praktizieren. Diktaturen sind ohnehin tabu.

Mit Blick auf Investmentfonds sind diejenigen mit einem FNG-Siegel eine Option. Rund 50 listet der Verein derzeit auf seiner Homepage auf. Eine Alternative sind auch Einlagen bei Alternativ- und Kirchenbanken. Knapp 15 nennt das Forum, darunter die zwei größten Alternativ-Banken in Deutschland, die GLS Bank und die Umweltbank. Letztere ist mit ihren Aktien zudem an der Börse gelistet. Dazu zählen auch die Ethik-Bank, die Evangelische Bank oder die Bank für Kirche und Caritas. Finanztest in Berlin nennt noch die ProCredit-Bank, die ebenfalls an der Börse notiert ist und die Kleinkredite in Entwicklungs- und Schwellenländern vergibt. Immer bedeutender wird auch der Markt für grüne Anleihen (Green Bonds). Auf fast 160 Milliarden Dollar (138 Milliarden Euro) belief sich das Volumen Ende 2017 weltweit. Hierzulande ist vor allem die staatliche Förderbank KfW aktiv. Das Geld dient in der Regel der Förderung erneuerbarer Energien. Allerdings investieren vor allem Großanleger.

VORSICHT BEI DIREKTINVESTMENTS

Gerade in Zeiten niedriger Zinsen wird auch kräftig für Direktanlagen etwa in Wind- oder Solaranlagen geworben. Oder auch in Baum-Plantagen. Experten allerdings raten hier nachdrücklich zur Vorsicht. Mit 3,5 und fünf Prozent, für Investments in Edelholz-Plantagen in Deutschland sogar mit bis zu zwölf Prozent per Annum werben die Anbieter. Nicht selten droht Anlegern ein böses Erwachen. Die Insolvenzen von Solarworld, Prokon oder German Pellets sind nur drei Beispiele. „Öko schützt vor Pleite nicht“, warnt die Verbraucherzentrale Hamburg. 50 Unternehmen, die für grüne Geldanlagen geworben hätten, seien seit 2013 zahlungsunfähig geworden. Und das sei wohl nur die Spitze des Eisbergs, sagt Denise Hildebrand von der Verbraucherzentrale Hamburg. Mehrere Tausend Anleger dürften viel Geld, wenn nicht sogar alles verloren haben.

Das liegt auch daran, dass solche Anbieter kaum reguliert sind. Verlässliche Mindeststandards fehlen. Nicht selten handelt es sich um Offerten, die dem grauen Kapitalmarkt zuzuordnen sind. Vor denen warnt die Finanzaufsicht Bafin ausdrücklich. Wirklich überwacht sind aber die ethisch-ökologischen Banken und auch die Fondsgesellschaften. Was aber auch nicht immer vor Verlusten schützt.

WIE DIE RENDITE AUSFÄLLT

Lohnt sich das Investment in „saubere“ Anlagen auch finanziell? Im Vergleich zu klassischen Investments schneiden Öko-Fonds oder nachhaltige Anleihen generell nicht schlechter ab. Das zeigen Studien immer wieder. Im Einzelfall sind sie sogar lohnender. Aber Garantien gibt es wie bei jeder Geldanlage nicht. Nach Ansicht von Sara Zinnecker vom unabhängigen Verbraucherportal Finanztip kann man nur börsengehandelte, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Aktienindexfonds (ETF) mit gutem Gewissen kaufen. Solche Fonds bilden etwa den Weltaktienindex MSCI World Socially Responsible nach, der in gut 400 Unternehmen weltweit investiert. Umstrittene Branchen wie Alkohol, Glücksspiel, Waffen oder Gentechnik bleiben dabei außen vor. Geachtet wird auch auf die Klimabilanz der Firmen oder Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit. Vorteil der ETF im Gegensatz zu klassischen Aktienfonds: Sie sind kostengünstiger, weil es kein aktives Management gibt.

Trotzdem sind nach Ansicht von Sara Zinnecker auch Öko-Aktienfonds eine Option – wenn der Anleger von den Anlagekriterien überzeugt ist. Von Beteiligungen an Wind- oder Solarparks oder an Waldprojekten oder auch vom direkten Aktienkauf hält man bei Finanztip wenig bis nichts. „Sie sind im höchstem Maß riskant.“

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