Politik

Wird ein Komiker der neue Präsident der Ukraine?

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Quelle: Reuters
1:48 Min.

In der Ukraine hat die Präsidentenwahl begonnen!

Ein Novum: 39 Kandidaten stehen in dem krisengeschüttelten Land zur Auswahl, so viele wie noch nie, der Stimmzettel ist 80 Zentimeter lang.

Favorit der ersten Wahlrunde: der Komiker und Schauspieler Wolodymyr Selenskij. Selenskij tauchte erst Silvester auf der politischen Bühne auf und stürmte schnell an die Spitze der Umfragen.

► Hinter ihm auf Platz zwei liegt Amtsinhaber Petro Poroschenko, der seit seinem Wahlsieg 2014 deutlich an Vertrauen eingebüßt hat.

► Ebenfalls Chancen ausrechnen kann sich die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko.

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen öffneten ab 7 Uhr MESZ die Wahllokale im ganzen Land für die rund 30 Millionen Wähler der verarmten Ex-Sowjetrepublik. Erste Nachwahlbefragungen werden unmittelbar nach Schließung der Wahllokale ab 19 Uhr MESZ erwartet. Ein zweiter Wahlgang in den kommenden Wochen gilt als sehr wahrscheinlich.

Die Entscheidung dürfte erst die Stichwahl am 21. April bringen, da keiner der Bewerber bereits im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit erringen dürfte.

BILD portraitiert die drei Favoriten:

Wolodymyr Selenskyj – der Komiker

Noch bevor überhaupt gewählt wurde, hat Wolodymyr Selenskyj es zum ukrainischen Staatsoberhaupt geschafft: In der Fernsehserie „Diener des Volkes“ spielt der 41-Jährige einen Lehrer, der unverhofft Präsident wird. Nun will der Schauspieler und Komiker das Amt auch im echten Leben übernehmen und wird für etablierte Politiker zur ernsthaften Konkurrenz.

In den Umfragen kristallisierte Selenskyj sich als Spitzenreiter heraus. Seine Unterstützer hoffen, dass er frischen Wind in die politische Landschaft der Ukraine bringen wird.

Gegner kritisieren seinen Mangel an Erfahrung, vor allem angesichts des Konflikts mit Russland, sowie ein wenig konturiertes politisches Programm. Zudem wird Selenskyj vorgeworfen, hinter ihm stehe der umstrittene Geschäftsmann Igor Kolomojski, ein Erzfeind von Präsident Petro Poroschenko. Selenskyj weist den Vorwurf zurück.

Wahlkampfauftritte vermied Selenskyj, er verlegte sich stattdessen auf humoristische Auftritte seiner Komikertruppe sowie Videos in den sozialen Medien.

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Julia Timoschenko – die unermüdliche „Gas-Prinzessin“

Die heute 58-jährige Julia Timoschenko ist seit fast 20 Jahren eine feste Größe in der ukrainischen Politik. Berühmt wurde sie 2004 im Zuge der orangenen Revolution, die erstmals prowestliche Politiker in der Ukraine an die Macht brachte. Ihre legendäre blonde Flechtfrisur hat sie abgelegt, ihr Gespür für öffentlichkeitswirksame Auftritte aber behalten.

Timoschenko war 2005 und erneut von 2007 bis 2010 Ministerpräsidentin des Landes. Bei der Präsidentschaftswahl 2010 unterlag sie Viktor Janukowitsch, der vier Jahre später im Zuge der Maidan-Proteste gestürzt wurde.

Immer wieder stand Timoschenko im Fokus juristischer Ermittlungen. 2011 wurde sie wegen Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit Gaslieferverträgen mit Russland zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der Westen kritisierte den Prozess als politisch motiviert.

Timoschenko saß drei Jahre ihrer Strafe ab, bevor sie 2014 freikam. Im selben Jahr kam sie bei der Präsidentschaftswahl auf den zweiten Platz, allerdings mit weitem Abstand hinter dem derzeitigen Staatschef Poroschenko.

Timoschenkos Anhänger loben ihre Entschlossenheit und Erfahrung. Ihre Gegner werfen ihr populistische Parolen vor und verdächtigen sie, geheime Kontakte zum Kreml zu unterhalten.

Wegen ihrer Tätigkeit an der Spitze eines Gasunternehmens in den 90er-Jahren hat Timoschenko den Spitznamen „Gas-Prinzessin“. Im Wahlkampf versprach sie, die Energiekosten der Ukrainer zu halbieren.

Petro Poroschenko – der reiche „Schokoladenkönig“

Der 53-jährige frühere Geschäftsmann Petro Poroschenko machte sein Vermögen in der Süßwarenindustrie und ist im eigenen Land als „Schokoladenkönig“ bekannt. 2014 wurde er zum Präsidenten gewählt, nachdem sein Vorgänger Janukowitsch nach Russland geflohen war. Poroschenko versprach damals, die allgegenwärtige Korruption zu bekämpfen und den bewaffneten Konflikt in der Ostukraine rasch zu beenden.

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In der Politik ist Poroschenko seit 1998. 2010 gehörte er zu den Mitgründern der prorussischen Partei von Viktor Janukowitsch. Später wechselte er die Lager und nahm eine proeuropäische Haltung an. Während der orangenen Revolution war er zeitweise ein Verbündeter von Julia Timoschenko.

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