Wirtschaft

Busse und Bahnen fahren am Limit

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Verkehrsunternehmen verzeichnen steigende Fahrgastzahlen. Sie mahnen einen Ausbau der Infrastruktur an – und lehnen einen kostenlosen Nahverkehr ab.

Der ÖPNV wird immer beliebter, doch das Wachstum ist gehemmt.

Nicht nur die Straßen sind voll, auch in Bussen, Tram- und S-Bahnen geht bald nichts mehr. „In den Städten sind wir überfüllt“, sagte Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), am Mittwoch in Berlin. Ohne einen Ausbau der Infrastruktur sei die steigende Zahl an Fahrgästen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht mehr zu bewältigen.

Der Modernisierungs- und Ausbaubedarf hemme das Wachstum, der Investitionsstau im städtischen ÖPNV liege inzwischen bei rund fünf Milliarden Euro.

Fahrgastzahlen steigen weiter

Im vergangenen Jahr fuhren laut VDV 10,4 Milliarden Kunden mit Bussen und Bahnen. Zwar schwächte sich das Wachstum 2018 leicht ab, auf 0,6 Prozent, die Fahrgastzahlen stiegen aber bereits im 21. Jahr in Folge.

Durchschnittlich 138 Mal waren die Deutschen im vergangenen Jahr mit Bus oder Bahn unterwegs. „Das zeigt die Bedeutung des ÖPNV und sollte bei kommenden politischen Entscheidungen berücksichtigt werden“, sagte VDV-Präsident Wortmann.
1,11 Euro kostete die Fahrt im ÖPNV im Durchschnitt, für das Einzelticket mussten 2,65 Euro bezahlt werden. Mit fast insgesamt 13 Milliarden Euro nahmen die Verkehrsbetriebe 1,3 Prozent mehr ein als im Jahr zuvor. Zur weiteren Entwicklung der Preise und Passagierzahlen wollte sich Ingo Wortmann nicht festlegen. „Wir wissen es nicht, das ist zunehmend eine politische Frage.“ Die Tarife würden aber wohl „maßvoll“ steigen. 

Vor dem Hintergrund von Forderungen nach einem verbilligten oder gar kostenlosen Nahverkehr warnte Wortmann, ein kräftiger Zuwachs an Passagieren sei dann gar nicht mehr zu bewältigen. Die Überlegungen waren vor allem wegen der Klimaschutzziele der Bundesregierung aufgekommen, zu denen der Nahverkehr beitragen soll.

Mehr Investitionen nötig

Die Ticketeinnahmen seien ein wichtiger Baustein zur Finanzierung des Systems, sagte Wortmann. Für neue Strecken, Haltestellen und ganze Bahnhöfe seien aber deutlich mehr Mittel notwendig – vom Steuerzahler und von Unternehmen, die von einem ausgebauten ÖPNV profitierten. Mit einer entsprechenden Abgabe der Arbeitgeber („Dienstgeberabgabe“) habe die Stadt Wien zum Beispiel gute Erfahrungen gemacht.
Nach Berechnungen des VDV könnte aber durch verstärkte öffentliche Investitionen vor allem in die Infrastruktur ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Durch ein Bündel von Instrumenten, das auch den Schienengüterverkehr einschließt, könnten rund 15 Millionen Tonnen CO2 gespart werden. Damit würden allein 20 Prozent der erforderlichen Einsparungen des Verkehrssektors bis 2030 erreicht werden.

Elektro-Busse sind noch selten

Die Elektrifizierung des öffentlichen Bus-Verkehrs kommt nur langsam voran. Weil es auf dem Markt kaum Angebote gebe, seien Diesel-Busse bis auf weiteres eine sinnvolle Alternative, sagte Wortmann. Die Hersteller hätten beim neuesten Abgasstandard Euro 6 auch ihre Hausaufgaben gemacht, die NOx-Emissionen lägen zum Teil auf dem Niveau von Pkw.

Erst rund 100 von 35.000 Bussen sind voll elektrisch unterwegs, für 630 weitere liegen Förderbescheide vor. Die städtischen Verkehrsbetriebe klagen über hohe Kosten und lange Lieferzeiten von mehreren Jahren. Die deutschen Hersteller müssten hier wettbewerbsfähiger werden, sonst machten chinesische Bus-Produzenten das Rennen. Hohe Investitionen in die Infrastruktur seien außerdem ohne eine langfristige öffentliche Förderung nicht zu bewältigen, mahnte der VDV- Präsident.

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