Politik

Die wichtigsten Details der Ibiza-Affäre

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Bei Champagner und Thunfisch-Tatar versprach Strache lukrative Aufträge

Quelle: SPIEGEL/Süddeutsche Zeitung
6:11 Min.

Politisches Erdbeben in Wien!

Am Freitagabend berichten „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ über kompromittierende Video-Aufnahmen von Österreichs Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache (49, FPÖ) und FPÖ-Fraktions-Chef Johann Gudenus (42). Zu sehen sind sie bei einem von Unbekannten heimlich gefilmten Treffen mit einer angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen. Datum: 24. Juli 2017, drei Monate vor der österreichischen Parlamentswahl.

Bei Seebarsch-Carpaccio, Thunfisch-Tatar, Sushi und Champagner auf der Terrasse einer Villa auf Ibiza kreisen die Gespräche um mögliche Investments der Russin mit Geld aus dem „illegalen Raum“ – Schwarzgeld!

Später im Haus fließen dosenweise Red Bull und ausgesuchter Wodka. Strache plaudert von angeblichen illegalen Parteispenden großer Unternehmen an die FPÖ und streut Gerüchte über angebliche Sex-Affären von Bundeskanzler Sebastian Kurz (32, ÖVP) und von Ex-Kanzler Christian Kern (53, SPÖ).

Außerdem entwirft Strache einen Plan: Sollte die Russin sich, wie sie ankündigt, an der auflagenstarken „Kronen Zeitung“ beteiligen, könne sie Einfluss auf die Berichterstattung gewinnen und die FPÖ massiv fördern.

Im Gegenzug verspricht Strache ihr für den Fall seiner Regierungsbeteiligung u.a. lukrative Bauaufträge, die bisher der österreichische Baukonzern Strabag erhalte. „Dann können wir über alles reden.“

Erst gegen Ende des langen Abends wird Strache misstrauisch, Aljona habe schmutzige Zehennägel, fällt dem FPÖ-Chef auf, „das passt nicht zum Gesamtbild“, murmelt er.

Doch sein Vertrauter Gudenus, der das Treffen eingefädelt hatte, wiegelt ab. Strache trinkt und redet schließlich munter weiter.

Regierungsaufträge für mediale Schützenhilfe: Der Ibiza-Skandal sprengt die Regierung. Am Samstag um 12.30 Uhr tritt Strache nach einem Krisen-Gespräch mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zurück.

„Ja, es war dumm, es war unverantwortlich und es war ein Fehler.“ Zugleich sprach er von einem „gezielten politischen Attentat“ und einer „geheimdienstlich inszenierten Lockfalle“. Auch Johann Gudenus tritt ab.

Schnell fällt auf: Satiriker Jan Böhmermann (38) kannte das Video schon vor der Veröffentlichung! Im April hatte er in einem Grußwort für eine Preisverleihung in Wien gescherzt: „Ich hänge gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza rum und verhandele darüber, ob und wie ich die ‚Kronen Zeitung‘ übernehmen kann…“

  • Nach Medienberichten

    Gab es nach dem Ibiza-Treffen DOCH noch Kontakt?

    Nach Berichten der „SZ“ und des „Spiegel“ soll der Strache-Vertraute Johann Gudenus den Mittelsmann erneut getroffen haben.

  • Rücktritt von Strache (FPÖ)

    Schadet der „Straxit“ den Rechtspopulisten?

    Das Strache-Video schlägt in Österreich ein wie eine politische Bombe und könnte sich auch deutlich auf die Europawahl auswirken.

Auch die österreichische Zeitschrift „Falter“ wusste nach eigenen Angaben seit vergangenem Jahr von dem Video. Allerdings macht keines der beteiligten Medien Angaben zur Herkunft oder ihren Quellen. Laut „Wiener Zeitung“ soll ein Künstlerkollektiv namens „Zentrum für politische Schönheit“ beteiligt gewesen sein.

Am Samstag um 19.45 Uhr verkündet Kanzler Kurz das Aus seiner Regierung mit der FPÖ: „Genug ist genug.“ Im September gibt es vorgezogene Neuwahlen.

Gestern Abend dann berichten der „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“: Ende August 2017 gab es weitere Treffen von Gudenus‘ mit seinen vermeintlich russischen Kontaktleuten. Tonaufnahmen belegten eine dubiose Vereinbarung „hinsichtlich dieser Strabag-Geschichte“: Die FPÖ solle „als Geste des guten Willens“ eine kritische Pressemitteilung zu dem Baukonzern veröffentlichen, darin dessen langjährigen Chef Hans Peter Haselsteiner (75) angreifen.

Sie erschien wie verabredet am folgenden Montag. Titel: „Auch Haselsteiner soll seine Polit-Netzwerke offenlegen“.

Gab es nach dem Ibiza-Treffen DOCH noch Kontakt?

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