Politik

„Attacke auf TrumpsPolitik der Täuschung“

0

Warum dem US-Präsidenten der Auftritt gar nicht gefallen haben dürfte

Quelle: Harvard University
3:40 Min.

Boston – Sie ist, sofern nichts Ungewöhnliches geschieht, noch bis 2021 im Amt. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel (64) gestern an der renommierten Harvard University in Cambridge (Boston) vor dem Absolventen-Jahrgang sprach, hielt sie eine Art Vermächtnis-Rede. Eine Rede, die von den Studenten, Professoren und vielen ehemaligen Harvard-Abgängern, die heute die Geschicke der USA bestimmen, teilweise mit Standing Ovations gefeiert wurde.

Schon am Morgen waren die Straßen von Cambridge mit jungen Menschen in schwarzen Roben und Doktor-Hüten gefüllt. Die meisten von ihnen wurden von stolzen Eltern begleitet. Um 14 Uhr zerrissen dann die Trommeln der Harvard-Band die Ruhe auf dem berühmtesten Campus der USA. Der Auftakt zum Einmarsch in das „Tercentenary Theater“ im Park der 382 Jahre alten Hochschule.

  • Kanzlerin empfängt Mike Pompeo

    Merkel: „Die Welt ist in großer Unruhe“

    US-Außenminister Mike Pompeo ist für einen Tag in Berlin – mit drei Wochen Verspätung. Im April hatte er kurzfristig abgesagt.

Dann nahm Angela Merkel auf dem Podium Platz. Hellblauer Blazer, schwarze Hose. Die Hände natürlich zur Raute geformt.

Als die Präsidentin der Harvard-Studentenvereinigung Margaret M. Wang sie wenig später vorstellte, sagte sie: „Sie gilt als die Führerin Europas. Sie hat die Grenzen für Hunderttausende Flüchtlinge geöffnet.“ Wang erwähnte zudem ihren Einsatz für die Homo-Ehe und den Kampf gegen den Klimawandel. Allerdings: Merkel hatte zwar den Weg für die Abstimmung zur Homo-Ehe im Bundestag geebnet und die Abgeordneten vom Fraktionszwang enthoben, selbst aber gegen die „Ehe für Alle“ gestimmt.

  • Rede an US-Elite-Uni Harvard

    Standing ovations für Angela Merkel

    Kanzlerin Merkel hat in einer Rede in den USA das Publikum mit einer sehr persönlichen Rede begeistert.

► Bei ihren Worten brach lauter Jubel aus. Yeah-Rufe hallten über das Gelände. Ein traumhafter Empfang für die Kanzlerin, die in ihrer Heimat inzwischen so oft angefeindet wird.

Die Deutsche blieb sich ihrer trockenen Art treu. „Dann beginnen wir mal“, sagte sie. Überraschung: Sie sprach auf Englisch. Doch nur zur Begrüßung. Anschließend wechselte sie in die deutsche Sprache und wurde von einer Dolmetscherin übersetzt.

Sie redete über ihre Eltern und die Zeit im Zweiten Weltkrieg. Über den Holocaust, „das Leid und die Schrecken, die Deutschland über die Welt gebracht“ habe. Über den Marshall Plan, der es nach dem Krieg möglich machte, dass Europa und Deutschland aus den Trümmern aufstehen konnten.

Und über ihre Jugend in der DDR. „Da war die Mauer, die in meinem Weg war“, sagte sie.

Für US-Medien ist Merkel der Anti-Trump

Obwohl sie Präsident Donald Trump (72) nicht namentlich erwähnte, machte sie im Laufe ihrer Rede immer wieder deutlich, wie anders sie tickt als er. Klima, Handel, Migration, internationale Zusammenarbeit: Kaum ein Politikfeld, in dem sie nicht im Gegensatz zu Trump steht.

So fasste auch die US-Presse Merkels Rede auf: „Merkel nutzt Harvard-Rede für Seitenhieb auf Trump“, titelte anschließend die Online-Ausgabe des Trump-nahen Fernsehsenders Fox News. „Harvard jubelt Merkel zu – Attacke auf Trumps Politik der Täuschung“, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg. „Merkel weist Trumps Weltbild zurück“, titelte die „New York Times“.

Während Merkel vor der Elite an der US-Ostküste sprach, hielt der US-Präsident gute 2300 Kilometer westlich seine eigene Abschluss-Rede vor Studenten der US Air Force Academy in Colorado Springs.

Sie sprach von transatlantischer Freundschaft – er von „America first“: Die USA würden ihre Interessen nicht mehr für ausländische Mächte opfern, sagte er. „Wir machen das nicht mehr und dafür ist es Zeit.“

Einige ihrer Kernsätze:

► „Die transatlantische Freundschaft hat mehr als 70 Jahre Frieden möglich gemacht.“

► „Protektionismus und Handelskriege gefährden den Wohlstand in der Welt.“

► „Der Klimawandel wird auch von Menschen verursacht. Wir müssen deshalb alles tun, um diese Herausforderung an die Menschheit zu meistern.“

An US-Elite-Uni Harvard

Merkel beschwört Freiheit und Welthandel

Quelle: Reuters
4:09 Min.

Amthor entschuldigt sich für „Moslem“-Spruch

Previous article

Standing ovations für Angela Merkel

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik