Politik

Börsen-Beben wird zum Problem für Erdogan

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Je mehr er redet, desto mehr verliert die Lira an Wert!

Am Sonntag sind Kommunalwahlen in der Türkei und Präsident Recep Tayyip Erdogan (65) ist im Wahlkampf-Marathon. Am Freitag trat der Chef der islamisch-konservativen AKP achtmal in Istanbul auf.

Inmitten einer rasanten Talfahrt der türkischen Währung droht ihm ein Machtverlust in den Hochburgen seiner Partei. Umfragen zufolge dürfte seine AKP in der Hauptstadt Ankara erstmals seit fast zwei Jahrzehnten vom Wähler abgestraft werden. Und in Istanbul muss sie um die Mehrheit bangen.

So geht das Meinungsforschungsinstitut „PIAR“ in einer letzten Umfrage vom Freitag von Pleiten für Erdogan aus: In Istanbul liegt der Kandidat der kemalistischen CHP Ekrem Imamoglu mit knapp zwei Prozentpunkten vor dem früheren Ministerpräsidenten und AKP-Kandidaten Binali Yildirim. In Ankara ist es noch deutlicher: Laut der Umfrage führt der CHP-Kandidat mit 14 Prozentpunkten Vorsprung.

Die AKP lenkt die politischen Geschicke der Türkei seit 2002. Erdogan steht unter Druck, den Nimbus des Gewinners zu bewahren. Er hat den Urnengang zur „Frage des Überlebens“ stilisiert.

Hagia Sophia soll wieder Gotteshaus werden

▶︎ Großes Aufsehen erweckte Erdogans jüngste Wahlkampf-Finte: Der türkische Präsident will die berühmte Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee zurückverwandeln. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag unter Berufung auf ein TV-Interview.

Zunächst hatte Erdogan noch vor einigen Tagen erklärt, eine Rückverwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee sei „nicht unmöglich“. Dann wurde er im Fernsehen am Donnerstag deutlicher: In dem Interview mit dem Sender A-Haber stellte er es jetzt so dar, als ob die Entscheidung gefallen sei. „Hagia Sophia wird nicht länger Museum genannt werden. Sie wird aus diesem Status herausgenommen. Wir werden Hagia Sophia eine Moschee nennen“, sagte Erdogan Anadolu zufolge.

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AKP-Wahlerfolg steht in unmittelbarem Verhältnis zur Lira

Manche Experten sehen in der Entwicklung ein mögliches Vorspiel für die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen. Vor diesem Hintergrund kommt der Kommunalwahl aus Sicht von Marktexperte Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets weit mehr als regionale Bedeutung zu: „Es dürfte je nach Ausgang erneut Bewegung in das politische Gefüge eines Landes kommen, das nach dem Absturz seiner Währung Probleme hat, das Vertrauen der internationalen Investoren zurückzugewinnen.“ Sollte die AKP schlecht abschneiden, müsse mit weiteren Lira-Verlusten gerechnet werden, sagte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose.

Die Türkei hat in den vergangenen Jahren die Lira am Markt gestützt, wodurch die Fremdwährungsreserven der Notenbank arg strapaziert wurden. Zugleich grassiert die Inflation, die voriges Jahr auf fast 25 Prozent stieg – zuletzt waren es noch 20 Prozent. Viele Türken versuchen daher, ihre Lira-Bestände in Dollar zu tauschen, um sich vor dem Währungsverfall zu schützen. Und Firmen geraten in Schwierigkeiten, ihre Dollar-Kredite zu bedienen. Ein Dollar ist aktuell bei 5,63 Lira und der Euro 6,34.

Erdogan lastet die Misere westlichen Banken und Spekulanten an. Die Finanzaufsicht hat Ermittlungen gegen die US-Großbank JP Morgan und andere Geldhäuser eingeleitet, denen sie die Verbreitung von Fehlinformationen vorwirft, die zum Anheizen der Währungsturbulenzen geführt hätten. Erdogan reitet als erklärter Gegner von Zinsen zugleich Attacken gegen die heimische Notenbank, von der er eine lockerere Geldpolitik einfordert. Vor Anhängern betonte er im Wahlkampf seinen Anspruch, auch in ökonomischen Fragen das Sagen zu haben: „Ich bin für die türkische Wirtschaft zuständig.“

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