Politik

So will Kurz sein Amtzurückerobern

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Sebastian Kurz (32) winkt noch einmal seinen Abgeordneten, als er das österreichische Parlament verlässt. Gerade ist der Misstrauensantrag angenommen worden. Konzentrierter Blick, ein kurzes Lächeln, Händeschütteln mit der Parlamentspräsidentin – dann raus aus dem Sitzungssaal.

Seit 16.14 Uhr ist der jüngste Regierungschef der Welt der jüngste Altkanzler der Welt!

Zumindest vorübergehend. Denn: Wenn man Kurz in diesen Tagen erlebt, ist eins klar: Dieser Mann will nach den Neuwahlen wieder Kanzler werden, er will es wieder allen zeigen.

Die Abwahl, ausgelöst durch das von SPÖ und FPÖ unterstütze Misstrauensvotum gegen ihn, ist ohne Zweifel eine Niederlage. Die Koalition – nach anderthalb Jahren gescheitert durch das unfassbare Ibiza-Video und den Debatten in den Tagen danach.

Und jetzt ist wieder Wahlkampf.

„Ich bin noch immer da“

Am Sonntagabend in der ÖVP-Zentrale, dort, wo Kurz jetzt als Ex-Kanzler bald wieder Platz nehmen wird, war er zuversichtlich, geradezu euphorisch, als das Europa-Wahlergebnis seiner Partei bekannt wurde. Und sofort schaltete er auf Wahlkampfmodus, warf SPÖ und FPÖ im BILD-Interview wegen des Misstrauensvotums eine „Koalition“ vor.

Am Montag, nach dem Misstrauensvotum, wandte er sich an etwa 2000 Anhänger in der „Parteiakademie“. Dort sagte Kurz, das Ibiza-Video habe die Zusammenarbeit in der Koalition zerstört und es habe sich bereits eine neue gebildet: Die FP habe eine mit der SPÖ gegründet.

„Kurz muss weg“ sei das einzige Programm der FPÖ und SPÖ. Aber: „Ich muss die beiden enttäuschen – ich bin noch immer da! Ich stehe vor euch als der, der ich bin, als einer von euch, der etwas verändern möchte, ganz gleich, ob mit oder ohne Amt – ganz gleich, ob mit oder ohne Titel!“ Und: „Ich verspreche euch, da werden wir kämpfen!“, so die Kampfansage Kurz’.

Tosender Applaus im Saal.

Aber wie geht es jetzt weiter für Kurz?

Er hat bereits sein erfolgreiches Team aus dem Jahr 2017 um sich versammelt, plant Auftritte im ganzen Land. Und durch die Ergebnisse bei der Europawahl sieht er sich bestärkt in der Auffassung, dass die österreichischen Wähler ihn als Bundeskanzler behalten wollten. Kurz‘ Berater sprechen von einem möglichen „Märtyrer“-Effekt. Tatsächlich wird die SPÖ für ihr Abstimmungsverhalten in vielen österreichischen Medien kritisiert, von „Krone“ über „Kurier“ bis „Presse“.

  • Misstrauensvotum im Parlament

    Kurz-Sturz! Ösi-Kanzler abgewählt

    Mit einem Misstrauensvotum hat die Opposition Österreichs Kanzler Sebastian Kurz und sein gesamtes Kabinett gestürzt.

  • BILD-Interview mit Ösi-Kanzler

    Kurz geht nach Rekordsieg auf seine Gegner los

    Er ist nicht nur in Österreich DER Gewinner: Österreichs Kanzler Sebastian Kurz fährt mit seiner Partei ÖVP ein Rekord-Ergebnis ein.

Allerdings: Große EU-Auftritte als Kanzler, die automatische Medien-Öffentlichkeit, die Ressourcen im Kanzleramt – das wird künftig fehlen. Er ist jetzt wieder alleine auf seine Partei angewiesen.

Kurz hat heute Abend um 18.30 Uhr einen Auftritt vor seiner Partei-Jugend angekündigt, dort wird er sich auch erstmals nach dem Misstrauens-Antrag äußern.

Eine der größten Fragen des Wahlkamps wird sein: Schließt Kurz künftig eine Koalition mit der FPÖ aus oder hält er sich auch bei dieser Wahl alles offen? Aber selbst wenn er aus strategischen Gründen auf eine Koalitions-Aussage verzichtet, gilt eine Zusammenarbeit eigentlich als undenkbar. Kurz‘ größter Feind ist mittlerweile sein Ex-Innenminister Herbert Kickl, der im Amt bereits selbst für zahlreiche Skandale gesorgt hatte. Dass Kurz und Kickl noch einmal zusammen in einer Regierung sitzen, scheint ausgeschlossen.

Misstrauensabstimmung

FPÖ-Opfer-Taktik kann Kurz stürzen

Quelle: BILD
5:43 Min.

Sein größtes Glück ist bislang, dass er eigentlich keinen wirklichen Herausforderer hat. Die SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist nach dem Katastrophen-Ergebnis bei der Europawahl angeschlagen. Und die Strukturen in der SPÖ gelten als veraltet, die Partei kann bislang nicht mithalten mit Kurz‘ jungem und hochmotiviertem Wahlkampf-Team.

Bis auf weiteres soll Vizekanzler Hartwig Löger (53) die Geschäfte weiterführen, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Montagabend.

Sebastian Kurz kann sich dagegen jetzt nur noch auf eines konzentrieren: Wie er die Wahlen gewinnen und seinen Kanzler-Job zurückerobern kann!

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