Politik

Die Queen wird beim Trump-Dinner ungewohnt deutlich

0

Eklat zum Beginn des Staatsbesuchs: Twitter-Attacken auf Londons Bürgermeister und erneut keine Verbeugung vor der Queen

Quelle: BCA via Reuters / Foto: AP Photo / dpa
1:20 Min.

Am Abend hatte die Queen zum Dinner in den Buckingham-Palast geladen! Im großen Ballsaal wurde ein opulentes Staatsbankett für 171 Gäste eingedeckt. Der Dresscode: „white tie“ – die Herren im Frack, die Damen im bodenlangen Kleid. Mit Salutschüssen wurden Trump und seine Ehefrau Melania am Buckingham-Palast in Empfang genommen.

Viele Regierungsmitglieder waren ebenfalls geladen. Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, schlug unterdessen eine Einladung zu dem Staatsbankett aus. Er warf dem US-Präsidenten vor, sich in britische Angelegenheiten einzumischen. Verpasst hatte Corbyn beim Gala-Dinner gedämpften Heilbutt, Lammrücken, Erdbeersablé mit Zitronencreme und eine ungewohnt deutliche Queen Elizabeth.

Sie würdigte zwar die engen Beziehungen beider Länder forderte Trump aber sehr direkt auf, internationale Institutionen zu erhalten. Angesichts der Opfer des Zweiten Weltkriegs hätten die beiden Länder mit anderen Verbündeten eine Reihe von internationalen Institutionen aufgebaut, um sicherzustellen, dass sich die „Schrecken des Konflikts“ nicht wiederholten, sagte die 93-Jährige. „Obwohl sich die Welt verändert hat, sind wir uns der ursprünglichen Bestimmung dieser Strukturen bewusst: Völker arbeiten zusammen, um einen hart erkämpften Frieden zu bewahren.“

Trump hatte sich wiederholt äußerst kritisch über internationale Institutionen wie die UN, EU und sogar die NATO geäußert und ist ausgemachter Brexit-Fan. Davon war im Ballsaal des Königspalastes nichts zu hören. Er sagte, Freiheit, Souveränität, Selbstbestimmtheit und Rechtsstaatlichkeit seien geteilte Werte. Die Königin lobte er als „großartige, großartige Frau“, die Würde, Pflichtbewusstsein und Patriotismus verkörpere.

Der US-Präsident kam in schwierigen Zeiten und polarisiert wie eh und je. Mit vorausgeschickten Giftpfeilen auf seine Gegner (diesmal Londons Bürgermeister Sadiq Khan), mit der Bekundung seiner großen Freude am Brexit und (tagsüber) der Geringschätzung des Hof-Protokolls der Windsors.

Trump bestreitet Demonstrationen und beschwört Großbritanniens „Befreiung von ihren Fesseln“

In der City of London hatten sich am Abend Hunderte Demonstranten versammelt. Auch deswegen hatte Trump sich für seine heutigen Termine fast ausschließlich in der Luft im Helikopter bewegt und auf die Präsidenten-Limousine verzichtet.

Trump twitterte am Abend allerdings, er hätte von Demonstranten nichts gesehen – nur „enorme Mengen von Unterstützern und Menschen, die unser Land lieben!“

Er sei aber sicher, dass die „Fake News“ hart daran arbeiten würden, welche zu finden!

Und einen Seitenhieb auf die EU hatte er auch noch parat. Er erwarte „big trade deals“ mit Großbritannien, sobald die Briten sich „von ihren Fesseln befreit“ hätten! Dass Trump ein großer Unterstützer des Brexit ist, ist ohnehin kein Geheimnis.

London part of trip is going really well. The Queen and the entire Royal family have been fantastic. The relationship with the United Kingdom is very strong. Tremendous crowds of well wishers and people that love our Country. Haven’t seen any protests yet, but I’m sure the….

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 3, 2019

….Fake News will be working hard to find them. Great love all around. Also, big Trade Deal is possible once U.K. gets rid of the shackles. Already starting to talk!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 3, 2019

Am Dienstag trifft Trump auf Noch-Premier May

Die britische Regierungschefin Theresa May empfängt Trump am Dienstag zu Gesprächen. Bei dem Treffen in ihrem Amtssitz in der Downing Street dürfte es insbesondere um die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern gehen, denen auch vor dem Hintergrund des angestrebten EU-Austritts Großbritanniens große Bedeutung zukommt.

Möglich ist, dass Trump darüber hinaus auch den früheren britischen Außenminister Boris Johnson und den Brexit-Hardliner Nigel Farage trifft.

Staatsbesuch beginnt mit Eklat

US-Präsident Donald Trump (72) hatte seinen umstrittenen Staatsbesuch in Großbritannien am Montagvormittag mit einem Empfang der Queen in Buckingham Palace begonnen.

Er und seine Ehefrau Melania (49) landeten um 9.56 Uhr an Bord der Air Force One auf dem Flughafen London Stansted. Von dort ließen sich die beiden mit einem Militär-Hubschrauber in die Residenz des US-Botschafters fliegen. Von dort ging es erneut mit dem Hubschrauber zum Empfang bei der Queen in Buckingham Palace.

Schon wieder Fettnapf-Alarm!

Diese Trump-Geste ist ein No-Go bei der Queen

Quelle: Reuters
0:56 Min.

Dafür waren Mode-Experten beeindruckt von ihrem weißen Kleid (von den italienischen Designern Dolce & Gabbana, mit dunklem Gürtel und Kragen) und passendem Hut. Ein Outfit, das als Hommage an Audrey Hepburn im Film-Klassiker „My Fair Lady“ (spielt in London) verstanden wurde.

Vor der Mittagszeit zogen sich die Royals und die Trumps für ein etwa einstündiges Lunch ins Innere des 775-Räume-Palastes zurück.

In Westminster Abbey legten die Trumps dann am Nachmittag einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten nieder.

Im Anschluss steht ein Teeempfang von Prinz Charles und Herzogin Camilla im Clarence-Haus auf dem Programm.

Normalerweise wird die Militärparade auf dem Exerzierplatz Horse Guards Parade abgehalten, der Staatsgast reist per Kutsche mit der Queen aus dem Buckingham-Palast über die Prachtstraße „The Mall“ an. Doch für Trump wurde das gesamte Zeremoniell hinter die Mauern des Palasts verlegt.

Trump geht Straßen-Protesten aus dem Weg

Die Ehrenformation nahm in diesem Jahr Prince Charles an der Seite des US-Präsidenten ab – im Vorjahr, bei einem Arbeitsbesuch, hatte sich Trump ein diplomatisches Missgeschick gegenüber der Queen geleistet.

Der pompöse Empfang für den US-Präsident hatte Proteste hervorgerufen, Millionen Briten hatten eine Petition unterzeichnet, um den Staatsbesuch zu verhindern. Trumps Verzicht auf die Dienstlimousine „The Beast“ ist ein Hinweis darauf, dass er den Protest der Bevölkerung scheut.

Londons Bürgermeister hatte Trump kritisiert

Den ersten Eklat gab es kurz nach der Landung: Trump beschimpfte per Tweet Londons Bürgermeister Sadiq Khan: „Er ist ein Totalversager (‘stone cold loser’), der sich auf die Kriminalität in London konzentrieren sollte, nicht auf mich“, twitterte Trump noch aus der „Air Force One“.

Bürgermeister Sadiq Khan, „der nach allem, was man hört, als Bürgermeister von London eine schreckliche Arbeit geleistet hat“, sei „fies“ zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewesen, „dem bei weitem wichtigsten Verbündeten des Vereinigten Königreichs“.

.@SadiqKhan, who by all accounts has done a terrible job as Mayor of London, has been foolishly “nasty” to the visiting President of the United States, by far the most important ally of the United Kingdom. He is a stone cold loser who should focus on crime in London, not me……

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 3, 2019

In einem zweiten, ebenso zornigen Tweet schreib Trump versehentlich „Kahn“ statt „Khan“. Er erinnere ihn an „unseren sehr dummen und inkompetenten“ Bürgermeister von New York, Bill de Blasio – allerdings sei der Londoner Bürgermeister „nur halb so groß“, so der US-Präsident.

  • Eklat bei Staatsbesuch in London

    Trump nennt Bürgermeister Khan „Totalversager“

    Kurz vor Beginn seines Staatsbesuchs in Großbritannien hat US-Präsident Donald Trump den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan bei Twitt…

Hintergrund: Khan ist ein Kritiker von Trump, hatte beim vergangenen Besuch die Erlaubnis für einen Ballon gegeben, der den US-Präsidenten als schreiendes Baby darstellte.

In einer Zeitungskolumne bezeichnete der muslimische Bürgermeister Trump zuletzt als „Beispiel für wachsender globaler Bedrohung” für die liberale Demokratie, verglich Trumps Sprache mit der „Sprache der Faschisten des 20. Jahrhunderts”.

Ein Sprecher Khans sagte zu der Twitter-Attacke, Beleidigungen wie Trump sie von sich gebe, seien eines Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht würdig.

Die Queen hatte schon zehn US-Präsidenten zu Gast

Der Kontrast bei Queen-Audienz und Staatsbankett könnte kaum größer sein.

Auf der einen Seite die traditionsreichste und amtsälteste Monarchin der Welt, die in ihren 67 Jahren auf dem Thron (fast) jeden amerikanischen Präsidenten seit Dwight Eisenhower zu Gast hatte. Zehn waren es seit 1952, einzig Lyndon B. Johnson schaffte es nicht an die Themse.

Auf der anderen Seite ein Ex-Playboy, der im New Yorker Stadtteil Queens aufgewachsen ist und seine Milliarden als Immobilien-Jongleur und Reality-Show-Star verdient hat.

Und so standen zu Beginn des Staatsbesuchs zwei Fragen im Mittelpunkt:

▶︎Wie wird Melania mit dem Druck umgehen, der auf ihr lastet? Sie ist in einem Plattenbau in Slowenien aufgewachsen und über eine Modelkarriere in den amerikanischen Geldadel und das Weiße Haus aufgestiegen.

▶︎Und vor allem: Wie wird Amerikas Twitter-Präsident die vielen sensiblen diplomatischen Themen handhaben – Brexit, Nahost, Klimawandel, China?

Die Angst der Briten vor eventuellen Fehltritten des Präsidenten ist nicht ganz unbegründet …

Trumps Fettnäpfchen-Serie beim letzten Queen-Besuch

●Der US-Amerikaner kam mit Verspätung und ließ die Queen bei 27 Grad Hitze minutenlang im Garten warten. Elizabeth antwortete vor laufenden Kameras mit zahlreichen „unamused“ Blicken auf ihre Uhr.

●Wenn ein Gast die Queen begrüßt, wird von den Herren ein Senken des Kopfes und von den Damen ein Knicks erwartet. Die Trumps reichten ihr platt die Hand.

●Die Krönung der Peinlichkeit war jedoch, als Trump der Queen den Rücken zeigte und vor der Majestät herlief, um die Garde des Windsor Castle zu begutachten.

England empört!

Donald Trumps drei dicke Patzer bei der Queen

Quelle: BILD / Reuters
0:53 Min.

Besondere Ehre & Protest

Jedenfalls ist so ein Staatsbesuch bei der Queen eine ganz besondere Ehre und wird anders als ein normaler Arbeitsbesuch mit dem ganzen Pomp des Königshauses zelebriert.

Die traditionelle Kutschfahrt über die Prachtstraße „The Mall“ wurde allerdings bereits gestrichen – vermutlich aus Furcht vor Protesten. Und das ist nicht ganz unbegründet!

Britischen Medienberichten zufolge wollen am Dienstag bis zu 250 000 Demonstranten gegen Trump protestieren. Auch der Ballon in Form eines Trump-Babys in Windeln sollte erneut am Himmel über dem Parliament Square aufsteigen …

Guess who's been busy today mowing a stiff message for Trump under the Stansted flightpath… Please share and let's see how far we can spread the welcome!#climatechange #Trump #welcometrump pic.twitter.com/crnZo5rnDv

— born_eco (@born_eco) June 2, 2019

Ebenfalls protestieren wollen die Klimaschützer, für die Trump wegen seiner Leugnung des Klimawandels ein rotes Tuch ist. Aktivisten bereiteten dem Gast aus den USA bereits einen bitterbösen Empfang, in dem sie ihre Botschaft in ein Feld unter der Einflugschneise der Air Force One mähten.

FPÖ-Strache stelltAnzeige in Deutschland

Previous article

Irrer Krimi um Kims Trump-Gesandten

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik