Politik

Vatikan-Frauen schmeißen hin

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Alle Redakteurinnen eines Kirchen-Frauenmagazins haben gekündigt

Dem Vatikan laufen die Frauen davon. Diese Woche erschien die gesamte Redaktion des vatikanischen Frauenmagazins „Donne Chiesa Mondo“ (Frauen Kirche Welt) nicht zum Dienst. Die elf Journalistinnen werfen den Herren im Kirchenstaat vor, sie zu diskreditieren und zu gängeln. Der nächste Skandal für Papst Franziskus (82) und seine Gefolgsmänner.

Von denen hat Lucetta Scaraffia (70), die Chefredakteurin des Magazins, gehörig die Schnauze voll. Das sagt sie auch laut. Zum Beispiel dem „Corriere della Sera“: Frauen, die denken können, empfänden die Männer im Vatikan als „nervig“ und überhaupt wollten sie „nur Leute, die sie kontrollieren können“. Auf die Frage zum generellen Standing von Frauen im Vatikan sagt Scaraffia: „Sie haben keines. Sie existieren nicht.“ Es herrsche immer noch die Mentalität, dass Nonnen den Geistlichen die Socken zu waschen haben.

In einem offenen Brief an Papst Franziskus schrieb die resolute Historikerin und Journalistin über den Grund ihres Rücktrittes: „Wir werfen das Handtuch, weil wir uns von einem Klima des Misstrauens und der Entmachtung umgeben fühlen.“

Scaraffia und ihr Team waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Missbrauchsskandal an Nonnen durch Kirchenmänner öffentlich wurde. In ihrer monatlichen Publikation, die dem Vatikan-Blatt „Osservatore Romano“ seit 2012 beiliegt, machten sie das Tabu-Thema groß. So groß, dass sich Papst Franziskus Anfang Februar zum ersten Mal überhaupt dazu äußerte: „Ich weiß, dass Priester und auch Bischöfe das getan haben. Und ich glaube, es wird immer noch getan.“

Sein Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt (91), hatte die Gründung des Blattes damals ausdrücklich abgesegnet. Frauen sollten eine lautere Stimme im Vatikan bekommen. Wurden die Mitarbeiterinnen von „Donne Chiesa Mondo“ nun zu laut und unbequem?

Lucetta Scaraffia: „Es scheint, als wolle man eine lebendige Inititive zum Schweigen bringen und zu veralteten und vertrockneten Sitten zurückkehren.“ Man wolle nur noch „vertrauenswürdige“ Frauen haben, so die 70-Jährige. Sie selbst, Feministin, selbstbewusst und ohne Angst vor heiklen Themen wie Abtreibung, scheint wohl nicht dazuzugehören. Als sie Vatikan-Pressechef Paolo Ruffini (62) bat, an den Sitzungen der Kommunikationsstrategen teilzunehmen, habe er sie nur ausgelacht, sagte sie dem „Corriere“.

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Der Vatikan selbst, namentlich der seit Dezember neuinstallierte Chefredakteur des „Osservatore Romano“, Andrea Monda (52), wies die Vorwürfe zurück. Scaraffias Team habe stets freie Hand gehabt. Seine Stellungnahme wurde in einem Teil einer Auflage des „Osservatore Romanos“ gedruckt, verschwand später plötzlich. Zufall? Monda garantierte jedenfalls, die Frauenbeilage werde weiter erscheinen.

Als Feigenblatt? Lucetta Scaraffia: „Wir hatten die Unterstützung der Päpste, Benedikt und Franziskus. Die anderen haben uns alle nicht gelesen. Sagten sie jedenfalls. Sie meinten, unsere Publikation sei eine Lektüre für Kellnerinnen.“

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